Segregation: Definition, Vorteile, Nachteile und warum die Balance zwischen Integration und Segration wichtig ist

0

Segregation: Definition, Vorteile, Nachteile und warum die Balance zwischen Integration und Segration wichtig ist

In den ehemaligen DDR-Städten zeigt sich eine verstärkte Trennung der Bevölkerungsgruppen im Vergleich zu den Städten in der alten BRD. Diese Erkenntnis stammt aus dem Buch „Segregation in Ostdeutschland – Transformationsprozesse, Wohnungsmärkte und Wohnbiographien in Halle (Saale)“, das auf Forschungsergebnissen des Leibniz-Instituts für raumbezogene Sozialforschung in Erkner basiert.
In fast allen ost- und nordostdeutschen Großstädten hat die Innenstadt seit der politischen Wende eine deutliche Aufwertung erfahren, während vermehrt einkommensschwache Haushalte in Plattenbau-Satellitenstädten angesiedelt sind. Im Gegensatz zur ehemaligen BRD gab es in der DDR weniger Entwicklung im Umland, was zu einem starken Zuzugsdruck führte.
In der DDR war das Wohnen geprägt von der räumlichen Nähe verschiedener sozialer Schichten. Heutzutage leben vor allem Besserverdienende vermehrt in sanierten Altbauwohnungen in der Innenstadt oder in Reihen- und Einfamilienhäusern außerhalb der Kernstädte, was als Segregation bezeichnet wird. Einkommensschwache Haushalte hingegen bleiben oft in einfachen Gründerzeitvierteln und Großwohnsiedlungen.
Die Autoren führen diese Entwicklung auf eine „Segregationsmaschine“ zurück, die Haushalte kontinuierlich nach ihrem Einkommen sortiert. Diese Entwicklung basiert auf fehlerhaften politischen Entscheidungen in der Stadtpolitik, wie der Förderung von Neubauten auf der „grünen Wiese“, der Privatisierung von kommunalem Wohnraum und sozialpolitischen Hartz-Reformen, kombiniert mit milliardenschweren Investitionen in den Wohnungsbau. Eine bewusste Gegensteuerung ist dringend erforderlich.
Wie wird Segregation definiert?Video: Ethnische SegregationDie Vor- und Nachteile der TeilungWichtige Balance zwischen Integration und SegregationDie Vielfalt der Segregation: Eine Analyse sozialer TrennlinieSoziale Spaltung in deutschen Städten: Eine Studie zur wachsenden Ungleichheit

Eine soziale oder wirtschaftliche Ungleichheit ist eine wichtige Gemeinsamkeit bei geografischen Räumen, die der Segregation unterliegen. Die Bewohner sind ethnisch, sozial oder demografisch sehr ähnlich.

Segregation: Definition, ihre Vor- und Nachteile (Video)

Der Begriff „Segregation“ lässt sich mit „Trennung“, „Abspaltung“ oder „Absonderung“ übersetzen. Gemeint ist damit eine Trennung von geografischen Räumen, wobei dieser Abspaltung verschiedene Kriterien zugrunde liegen. Eine räumliche Differenzierung geschieht in der Regel nach sozialen Gruppen, nach wirtschaftlichen Kriterien und oder anderen Merkmalen die bei den Mitgliedern der Gruppen gleich sind.

Räumliche Trennung

Eine Definition der Segregation ist mit der eben genannten Übersetzung bereits hinreichend gegeben. Als wichtigstes Beispiel, welches die räumliche Trennung bestimmter ethnischer Gruppen verdeutlicht, ist Chinatown zu nennen. Hier liegen gleiche Eigenschaften der Bewohner vor. Generell muss aber in die freiwillige sowie in die erzwungene Segregation unterschieden werden.
Meist liegt eine ungleiche Verteilung von Einkommen oder Vermögen zugrunde: Einkommensschwache Menschen ziehen sich in bestimmte Wohnquartiere zurück, einkommensstarke hingegen in andere Viertel einer Stadt oder Region.
Die räumliche Trennung ist damit auch Ausdruck einer sozialen Abspaltung sowie von einer Benachteiligung von Minderheiten: Einkommensschwache Menschen mit Migrationshintergrund bekommen meist schon allein aufgrund von Vorurteilen keine Wohnung in einer „besseren“ Wohngegend.

Knappe Ressourcen

Knappe Ressourcen, schlechte Kommunikationsanbindung sowie eine schwache Infrastruktur sind Kennzeichen ihrer Wohnviertel.

Video: Ethnische Segregation – Geo goes YouTube


Die Vor- und Nachteile der Teilung

Marginalisierte Gruppen finden dank der Abspaltung einen sicheren Raum, in dem sie unter ihresgleichen sind. Entsprechende Einrichtungen oder Wohnviertel geben damit ein hohes Maß an Sicherheit bzw. vermitteln wenigstens ein entsprechendes Sicherheitsgefühl. Die Erhaltung der ethnischen Kultur ist leichter möglich, kulturelle Praktiken und Traditionen werden gelebt und an die nächste Generation weitergegeben. Auch sprachliche Besonderheiten werden fortgeführt, Individuen fühlen sich einer Gruppe zugehörig und damit stärker.

Neben den Vorteilen weist die Abspaltung aber auch Nachteile auf. Sie bietet den ihr zugehörigen Menschen nur eingeschränkte Möglichkeiten, denn sie werden von der Mehrheitsgesellschaft ausgeschlossen. Getrennte Schulen, geringere finanzielle Mittel und weniger Ressourcen führen zu schlechteren Bildungs- und Karrierechancen.

Marginalisierte Gruppen finden dank der Abspaltung einen sicheren Raum, in dem sie unter ihresgleichen sind. (Foto: AdobeStock - 616968003 Natalia)

Marginalisierte Gruppen finden dank der Abspaltung einen sicheren Raum, in dem sie unter ihresgleichen sind. (Foto: AdobeStock – 616968003 Natalia)

Vorurteile und Diskriminierung hingegen werden gestärkt, negative Stereotypen wachsen weiter. Eine sinnvolle Kommunikation zwischen verschiedenen Gruppen ist meist nicht mehr möglich, Verständnis und Empathie füreinander fehlen nicht selten. Ungerechtigkeiten werden damit aufrechterhalten.


Darum ist die Balance zwischen Integration und Segregation wichtig

Integration gilt als Gegenteil von Trennung, denn mit ihrer Hilfe werden Menschen mit verschiedenem persönlichen Hintergrund zusammengeführt. Integration führt zu Verständnis und Empathie, kann aber gleichzeitig eine Auslöschung von kulturellen Eigenheiten und Kulturen bedeuten. Ein gesundes Mittelmaß ist daher wichtig, denn auch die Abspaltung bestimmter Bereiche ist nötig. Die Vorteile einer gesellschaftlichen Trennung müssen mit den Vorteilen der Integration verbunden werden, sodass Gemeinsamkeiten entstehen können. Gleichwohl müssen Unterschiede ebenfalls erhalten bleiben.

Die Angehörigen verschiedener sozialer und gesellschaftlicher Schichten sollten daher die Möglichkeiten sowie den persönlichen Raum bekommen, um sich selbst auszuleben und die eigene kulturelle Identität weiterzuführen als auch eine Einheit mit den Menschen anderer Schichten oder Gruppen werden können.

Integration gilt als Gegenteil von Trennung, denn mit ihrer Hilfe werden Menschen mit verschiedenem persönlichen Hintergrund zusammengeführt. (Foto: AdobeStock - 310928580 alphaspirit)

Integration gilt als Gegenteil von Trennung, denn mit ihrer Hilfe werden Menschen mit verschiedenem persönlichen Hintergrund zusammengeführt. (Foto: AdobeStock – 310928580 alphaspirit)

Möglich wird das nicht durch die räumliche Trennung, sondern durch das Schaffen von Orten der Begegnung und von der Bereitstellung aller Grundlagen zur Ausübung der kulturellen, sprachlichen und sozialen Besonderheiten aller Bevölkerungsgruppen.

Die Vielfalt der Segregation: Eine Analyse sozialer Trennlinien

Art der Segregation

Beschreibung

Räumliche Segregation Dies bezieht sich auf die räumliche Trennung von Bevölkerungsgruppen aufgrund von Faktoren wie Einkommen, Ethnizität oder sozialen Merkmalen. Dies kann dazu führen, dass bestimmte Viertel oder Stadtteile überwiegend von einer bestimmten Bevölkerungsgruppe bewohnt werden.
Schulische Segregation Diese Form der Segregation bezieht sich auf die Trennung von Schülern aufgrund von Faktoren wie Rasse, Einkommen oder Wohnort. Sie kann sich in der Form von Schulen mit überwiegend homogener Schülerschaft manifestieren, was zu Bildungsungleichheit führen kann.
Arbeitsplatzbezogene Segregation Hierbei handelt es sich um die Trennung von Beschäftigten aufgrund von Merkmalen wie Geschlecht, Rasse oder ethnischer Zugehörigkeit in verschiedenen Berufen oder Branchen. Diese Art der Segregation kann zu Ungleichheiten in Bezug auf Beschäftigungschancen und Einkommen führen.
Soziale Segregation Diese Form bezieht sich auf die Trennung von Menschen in sozialen Kreisen oder Gruppen aufgrund von Faktoren wie Bildung, Einkommen oder kulturellen Merkmalen. Sie kann dazu führen, dass bestimmte Gruppen von Personen weniger Zugang zu Ressourcen oder Chancen haben.

Diese Formen der Segregation können miteinander verbunden sein und sich gegenseitig verstärken, was zu einem Teufelskreis der Ungleichheit führen kann. Die Bekämpfung von Segregation erfordert daher umfassende Maßnahmen auf verschiedenen Ebenen, um Chancengleichheit und soziale Integration zu fördern.

Soziale Spaltung in deutschen Städten: Eine Studie zur wachsenden Ungleichheit

In der Bundesrepublik gibt es heute mehr Arme als vor zwei Jahrzehnten. Die neuen Armen leben vor allem dort, wo schon zuvor viele Benachteiligte wohnten, etwa in Bremen-Gröpelingen. Hier benötigten bereits 1990 gut 12,5 Prozent der Menschen Sozialhilfe; bis 2005 nahm der Anteil der Bedürftigen um weitere drei Prozentpunkte zu.

Die Entwicklung im besser situierten Bremer Stadtteil Strom verlief hingegen umgekehrt: Die Quote der Hilfeempfänger ging im gleichen Zeitraum von 2,6 Prozent weiter zurück.

Die wachsende soziale Ungleichheit spiegelt sich in den Städten. In den meisten deutschen Großstädten führt sie zu zu einer voranschreitenden Spaltung – zu diesem Schluss kommt eine Studie der Universität Köln. Jürgen Friedrichs und Sascha Triemer haben analysiert, wie sich die soziale und ethnische Trennung in den 15 größten Städten Deutschlands zwischen 1990 und 2005 entwickelt hat.

Sie werteten dazu Statistiken der Stadtbezirke zu Sozialhilfebezug, Arbeitslosigkeit, Sozialwohnungen, ethnischer Zugehörigkeit, Zu- und Fortzügen aus.

Aus den Einzeldaten bildeten sie jeweils einen Segregations-Index. Demzufolge wächst die soziale Spaltung in 11 der 15 untersuchten Städte: in Dresden und Leipzig, Bremen, Dortmund, Essen und Duisburg.

Auch in Orten mit besseren wirtschaftlichen Bedingungen wie Hamburg, München und Düsseldorf, Köln und Nürnberg sieht es nicht besser aus. Nur in vier Großstädten nahm die soziale Segregation der Studie zufolge ab: in Frankfurt, Stuttgart und Hannover sowie von 1990 bis 2000 in Berlin.

Die räumliche Abgrenzung der Armen nimmt zu, die der Ausländer nimmt ab. In den meisten Großstädten gibt es mehr Armutsquartiere, die bereits bestehenden verfestigen sich. In Köln etwa hatten 1990 zehn Stadtteile eine zweistellige Sozialhilfe-Quote; bis 2005 kamen sieben neue Bezirke dazu.

Zugleich stieg im ärmsten Kölner Quartier Chorweiler der Anteil der Hilfsbedürftigen von 16,4 auf 24,3 Prozent. Im Unterschied dazu nimmt die ethnische Segregation von München bis Bremen ab: Stadtteile mit einer sehr hohen Ausländer-Konzentration sind seltener geworden, stellen die Wissenschaftler fest.

Obwohl zwischen 1990 und 2005 der Anteil der Ausländer an der Gesamtbevölkerung nicht gesunken ist, gab es weniger von Zugewanderten dominierte Stadtteile. Die Forscher nennen einen Grund dafür: Mit gestiegenem Wohlstand kann sich ein Teil der Ausländer Wohnungen in beliebteren Vierteln leisten.

Wer es sich leisten kann, zieht weg. Die Stadtsoziologen bringen die räumliche Armutskonzentration vor allem mit dem Niedergang einzelner Industrien in Verbindung. So befinden sich Stadtteile mit besonders hoher Arbeitslosen- und Sozialhilfequote oft in der Nähe stillgelegter Großproduktionsstätten. Wenn in der Region kaum Jobs mit ähnlichem Qualifikationsprofil entstehen, bleibt die Arbeitslosigkeit auf hohem Niveau. Damit beginnt in der Regel ein Teufelskreis, schreiben die Forscher: Wer es sich leisten kann, zieht weg.

Den dagebliebenen Kindern fehlen positive Rollenmodelle, die Schulen sind oft schlechter als andernorts, die Menschen müssen mit Diskriminierungen leben und haben weniger Chancen am Arbeitsmarkt. Man gewinnt den Eindruck, „über die Lebensverläufe vieler Kinder aus benachteiligten Haushalten werde bereits im Alter von drei bis vier Jahren entschieden„, so die Studie.

Die wachsende soziale Ungleichheit spiegelt sich in den Städten. (Foto: AdobeStock - 64268522 Osterland)

Die wachsende soziale Ungleichheit spiegelt sich in den Städten. (Foto: AdobeStock – 64268522 Osterland)

Ganz schutzlos sind die Städte dem Strukturwandel jedoch nicht ausgeliefert, stellen die Soziologen fest. Aktive städtische Wohnungsbaupolitik könne die räumliche Trennung der Armen eindämmen – etwa, indem Sozialhilfebezieher auf Wohnungssuche gerade nicht in die Problemviertel verwiesen werden. Dabei können Förderprogramme des Bundes und der Länder helfen. Am meisten Erfolg aber verspreche es, wenn sich Anwohner für ihr Viertel engagierten.

Lassen Sie eine Antwort hier