Im Bad und vor allem in der Dusche, wo sich Wasser, Seife und glatte Böden zu einem unheilvollen Konsortium zusammentun, ist die Unfallgefahr groß. Eine gute Rutschhemmung schützt.
Rutschhemmung: Verschiedene Rutschfestigkeitsklassen für Böden
Damit jeder Hobbyheimwerker direkt weiß, ob die gewünschten Fliesen rutschig oder eher trittsicher sind, gibt es die sogenannten Rutschfestigkeitsklassen. Die Buchstaben R 9 bis R 13 bezeichnen dabei die verschiedenen Sicherheitsklassen, die beim Kauf von Fliesen bzw. für Badplaner eine Rolle spielen sollten:
- R 9: Rutschhemmung sehr gering
- R 10: Rutschsicherheit normal
- R 11 und R 12: Rutschhemmung erhöht
- R 13: Rutschsicherheit hoch
Bäder und Duschen unterliegen einem ganz besonders hohen Risiko. Denn hier treffen glatte Bodenbeläge wie Fliesen oder PVC auf Feuchtigkeit. Diese wiederum legt einen dünnen Film auf die Bodenoberfläche, was zu erhöhter Rutschgefahr führt. Kommt dann noch Duschgel oder Seife hinzu, ist die Rutschbahn perfekt. Wichtig ist daher, schon bei der Auswahl der Fliesen darauf zu achten, welche Rutschfestigkeitsklasse sie haben. Empfehlenswert ist es daher sich bei bei unterschiedlichen Fachleuten z.B bei Toom Rat und Fachwissen einzuholen und die Bodenbeläge professionell verlegen zu lassen bzw. selbst alle nötigen Vorgaben zu beachten.
Wichtig zu wissen: Die Rutschfestigkeitsklassen sind für Fliesen, die nur im Privatbereich angewendet werden, oft nicht angegeben, denn sie haben in der Regel nur im gewerblichen Bereich Gültigkeit. Dennoch sind sie auch für Hobbyheimwerker ein Anhaltspunkt für die Rutschhemmung.
Wer als Badplaner nicht das eigene Bad renovieren oder überhaupt erstmalig fliesen lassen möchte, sondern die Badausstattung für eine Mietwohnung plant, sollte die Rutschfestigkeit unbedingt berücksichtigen. Der Vermieter kann in Haftung genommen werden, wenn die Bodenbeläge in den Nassräumen nachweislich besonders rutschig und damit gefährlich sind. Auch ein barrierefreies Bad braucht besondere Aufmerksamkeit: Hier kommt es in ungleich stärkerem Maße darauf an, dass die Böden trittsicher sind.
Wenn Personen mit einer körperlichen Behinderung zum Beispiel aus dem Rollstuhl aufstehen, stehen sie nicht direkt gerade. Allgemein sind körperlich eingeschränkte Personen weniger sicher auf den Beinen, was sich in einer erhöhten Rutschgefahr äußert. Wer ein barrierefreies Bad plant, muss diesem Fakt Rechnung tragen und auch bei Produktneuheiten weniger auf das Design als vielmehr auf die Rutschhemmung schauen!
Rutschhemmung im Bad: Sicherer Stand durch Mosaike?
Interessanterweise wirken Mosaikböden bremsend. Diese Art des Bodenbelags kann auch ein barrierefreies Bad zieren und ist nicht nur aufgrund des hübschen Designs derart beliebt. Bei Mosaikfliesen entstehen viele kleine Fugen, die in ihrer Zahl deutlich mehr sind als bei normalen Fliesen im Großformat. Diese Fugen wiederum besitzen einen rutschhemmenden bis stoppenden Effekt.
Gerade bei bodengleichen Duschen, die mit normalen Fliesen sehr rutschig wären, sind Mosaikfliesen daher sehr gut geeignet. Eine Ausnahme gilt allerdings auch hier: Die besonders stark glasierten Ausführungen, die als hochglänzende Fliesen in den Handel kommen, sind für sich so glatt, dass der Effekt auch durch das Vorhandensein der zahlreichen Fugen nicht wieder wettgemacht werden kann.
Sauberlaufzonen in der Wohnung?
Aus öffentlichen Gebäuden sind sogenannte Sauberlaufzonen bekannt, bei denen das Schuhwerk beim Betreten des Gebäudes getrocknet und gereinigt wird. Sie haben den Vorteil, dass auch kleine Steine, die ansonsten den Bodenbelag zerkratzen würden, aus den Schuhen entfernt werden. Diese Zonen sollen in öffentlichen Gebäuden rund eineinhalb Meter in Laufrichtung messen, sodass der gewünschte Effekt auch wirklich erreicht werden kann. Die Breite sollte so gewählt werden, dass der gesamten Eingangsbereich bzw. dessen Breite damit abgedeckt ist.
Solche Sauberlaufzonen können auch in privaten Häusern entstehen, dann allerdings in einer verkleinerten Form. Immer wieder gibt es Produktneuheiten, die in diese Richtung gehen und die gewünschten Reinigungszonen für Privathaushalte ermöglichen sollen. Wirklich durchgesetzt haben sie sich bislang aber noch nicht. Die Produktvorteile liegen dabei zwar auf der Hand, dennoch spielt neben der gewünschten Rutschhemmung im privaten Raum der optische Eindruck eine besondere Rolle.
Rutschhemmung: Auch nachträglich noch möglich?
Um die Vorgaben für rutschfeste Böden einhalten zu können, ist teilweise eine nachträgliche Rutschhemmung sinnvoll. Generell gilt es dabei zu bedenken, dass die verringerte Rutschwirkung auf einer raueren Oberfläche beruht. Das heißt, dass ein Fußboden, der sehr rau ist, deutlich weniger rutschig ist als ein glatter Boden.
Damit einher geht die Reinigungswirkung: Der Fußboden lässt sich nur dann leicht reinigen, wenn er möglichst glatt ist. Je rauer die Oberfläche, desto schwerer die Reinigung und desto mehr Schmutz sammelt sich an. Sowohl eine glatte als auch eine rutschfeste Oberfläche zu erreichen, ist damit ein Ding der Unmöglichkeit. Es gibt allerdings einige Möglichkeiten, mit denen die Rutschhemmung nachträglich verbessert werden kann und die sich nicht zu stark auf die Rauheit der Oberfläche auswirken:
Chemische Mittel
Mithilfe chemischer Mittel wird eine Reaktion auf der Fliesenoberfläche erzeugt: In der Fliese eingeschlossene Mineralien werden hierbei gelöst. Der Stein wird rauer, es entsteht mikroskopisch kleine Vertiefungen an der Oberfläche. Der Gleitwiderstand wird deutlich größer.
Ammoniumverbindungen
Diese Mittel erhöhen die Friktion bei Nässe. Damit wird die Haftung durch Reibung bei Nässe deutlich erhöht und die behandelten Flächen werden sicherer. Äußerlich ist den Fliesen dies nicht anzusehen, weil auch hier wieder im mikroskopischen Bereich gearbeitet wird. Die Reinigungsfähigkeit der Fliesen bleibt erhalten.
Beschichtungen und Verklebungen
Von Treppen sind diese Rutschsicherungen allgemein bekannt: Die Rede ist von Antirutsch-Streifen, die auf der vorderen Kante der Treppenstufe befestigt werden. Auch auf Fliesen lassen sich diese Streifen anbringen, wobei die Produktvorteile auf der Hand liegen. Sie sind nachträglich anzubauen und stehen in verschiedenen Ausführungen als Nasszonen-Antirutsch-Streifen zur Auswahl.
Mechanische Rutschhemmung
Natursteine lassen sich vor dem Verlegen sehr gut mechanisch mit dem Flammen oder Stocken behandeln. Für Keramikfliesen ist diese Methode allerdings nicht geeignet, bei ihnen stehen nur Sand- und Korundstrahlen zur Verfügung. Vor allem das Sandstrahlen ist hier hervorzuheben, denn die Technik ist inzwischen sehr weit fortgeschritten und erlaubt die Behandlung der Oberfläche, die damit rauer wird. Der Boden hingegen bleibt dennoch eben.
Neuerdings ist die Veredlung der Oberflächen auch durch das Strahlen mit Edelstahl-Strahlmitteln möglich, wobei die Oberfläche der Böden rutschfest und trittsicher wird. Die Rutschhemmung im Bad und generell im Nassbereich (also auch in der Heimsauna) wird deutlich erhöht, die Oberfläche sieht edel aus.
Besonders wichtig ist dabei aber, dass keine normalen ferritischen Strahlmittel verwendet werden. Hierbei würden einzelne Partikel zurückbleiben, die wiederum korrodieren könnten. Eine hässliche Fleckenbildung wäre die Folge. Rostfreie Edelstahlgussstrahlmittel sind die bessere Wahl, infrage kommen Grittal und Chronital.
Behandlungen mit dem Laser
Die Laserbehandlung ist eine weitere Form der nachträglichen Verfahren zur Erhöhung der Rutschhemmung in Bad und Dusche. Mit diesem Verfahren gehen zwei Vorteile einher: Einerseits wird die Oberfläche rutschsicherer, andererseits bleiben sowohl Glanz als auch Farbintensität erhalten. Sogar schon verlegte Fliesen können mit diesen Produktneuheiten behandelt werden. Die Wirkungsweise des Lasers beruht darauf, dass auf der Oberfläche der Fliesen kleinste Poren vorhanden sind bzw. die durch den Einsatz des Lasers geschaffen werden.
Sie wirken bei Feuchtigkeit und Nässe wie Saugnäpfe und erhöhen die Reibung zwischen Fuß und Fliese. Der Fuß wird immer wieder abgebremst, dennoch ist ein ruckartiges Stoppen spürbar. Durch Einstellung der Abmessungen der kleinen „Krater“, die beim Lasern entstehen, werden verschiedene Grade der Rutschhemmung erreicht. Wichtiges Detail: Die kleinen Mulden sind zum einen kaum erkennbar, zum anderen bleibt die Oberfläche immer noch leicht zu reinigen.
Behandlung mit Flusssäure
Die Anwendung von Flusssäure ist nichts für Hobbyheimwerker, sondern muss einem Profi-Unternehmen überlassen bleiben. Bei diesem Verfahren werden die Fliesen oberflächlich abgestumpft, was den hochglänzenden Lack der Fliesen angreift. Teilweise ist eine chemische Nachbehandlung nötig.
Wichtig ist, dass die Anwendung zuerst an einer nicht sichtbaren Stelle geprüft wird. Danach kann entschieden werden, ob die Anwendung auf der gesamten Fläche zielführend ist. Diese Behandlungsmethode ist nicht das Mittel der Wahl, denn die Oberfläche wird zwar sehr rau und damit sicher, die Schmutzanfälligkeit ist aber ebenfalls sehr groß. Mit einem bloßen Wischen ist es nicht mehr getan, solche Oberflächen müssen regelmäßig aufwendig gereinigt und wortwörtlich geschrubbt werden.
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