Viele Menschen weisen dem Keller die immer gleiche (scheinbar unbedeutende) Rolle zu: meist dient er als Lagerplatz mit Abstellmöglichkeit und seine Räume als Rumpelkammern. Dementsprechend nachlässig sind viele wenn es darum geht, den Keller zu streichen. Und verachten dabei die seine entscheiden Funktion als Klimaregulierer.
Inhaltsverzeichnis: Das erwartet Sie in diesem Artikel
Keller streichen: Neu- oder Altbau?
Je nachdem, welche Art von Keller man streichen will, ist es erforderlich, bestimmte Vorgehensweisen anzuwenden. Ganz grundsätzlich kann man zwei Arten von Kellern unterscheiden:
- den traditionellen, „klassischen“ Keller in Altbauten sowie
- moderne, jüngere Kellerräume in Neubauten. Diese sind, hinsichtlich Ausstattung und Beschaffenheit, nicht selten sogar als Wohnräume geeignet und viele bauen sich extra einen solchen Wohnkeller ins Erdreich oder die vorhandenen Räume entsprechend um
Auf keinen Fall sollte man in seinem Keller einfach drauflos streichen, da moderne Kellerwände anders gestrichen werden müssen als ältere. Trotz dieses Unterschieds, ist beiden aber die entscheidende Rolle als Klima- und Feuchtigkeits-regulierendes Element gemein.
Ganz generell: Keller liegen natürlich im Erdreich und sind damit ganz verschiedenen Stufen und Szenarien von Feuchtigkeit ausgesetzt. Je nachdem, wie es sich mit der Beschaffenheit des Grunds bzw. des Bodens und den Gegebenheiten vor Ort verhält, drohen – vor allem den Kellerwänden in Altbauten – in erster Linie zwei Gefahren:
- von außen nach innen sickerndes Wasser
- Wasser, das schlecht bis gar nicht abläuft oder komplett steht
Wichtiger Unterschied: den Alt- oder Neubau-Keller streichen
Wer seinen Keller streichen will, sollte sich dieser ganz bestimmten Klima-Funktion dieses Teils des Hauses, bewusst sein. Wichtig ist, dass eine Entlüftung („Entwässerung)“ über die bewusst undichten Kellerfenster erfolgt. Und: dass die Wände im Keller diffusionsoffen sind. Diffusionsoffen heißt, dass die Feuchtigkeit an die Umgebung abgegeben werden kann. Bestimmte Farben jedoch, rauben ihnen gewissermaßen diese wichtige Fähigkeit. Sie verriegeln bzw. verschließen die Wandoberfläche. Deshalb sollten beim Anstrich von Altbau-Kellerwänden nur ausgewählte Produkte zum Einsatz kommen. Denn nutzt man eine solche verschließende Farbe, begünstigt man ungewollt die Bildung von Schimmel.
Im Unterschied dazu der Keller im Neubau: diesen kann man im Grunde in jeder beliebigen Farbe streichen. Wer in „Neubau“-Kellern streicht, der arbeitet an modernen Bauten, die bei Weitem nicht die Gefahren der älteren Keller bergen – bezogen auf den Wasser-Eintritt von außen bzw. aus dem umgebenden Erdreich. Moderne Kellerwände sind gut abgedichtet und damit vor Unmengen an Wasser und Feuchtigkeit von außen, besser geschützt. Schimmel hat so kaum noch eine Chance. In Häusern, die vor den 60er-Jahren entstanden, war die Abdichtung des Kellers aber noch nicht standartmäßig vorgesehen. Diese älteren Häuser machen den mit Anstand größten Teil der Bausubstanz in Deutschland, aus.
Life-Hacks: Den Keller ganz einfach dekorieren
Ein Keller muss nicht immer nur als dunkler Abstellraum genutzt werden. Viele Kellerräume haben mit dem richtigen Anstrich und etwas Gefühl für Details das Potential ein weiterer Raum zu werden, in dem man sich gerne aufhalten möchte.
Hack #1: Urlaubsfotos ohne Bohren und Hämmern aufhängen
Auch hier können beispielsweise Urlaubsfotos oder Fotos von Freunden und Familie angebracht werden. Das kann bei robusten Kellerwänden allerdings eine ganz schöne Herausforderung sein. Hierzu haben wir einen cleveren Trick. Mit einer Bilderkralle beispielsweise ist kein Bohren oder Hämmern notwendig:
Hack #2: Anziehende Fotos an die Wand „heften“
Eine andere, noch modernere Möglichkeit ist die Nutzung von Neodym-Magneten. Diese sind zum Beispiel in den Magnetkrallen der Firma Fischer enthalten:
Den Keller richtig streichen: welche Farbe?
Silikonfarbe, Silikatfarbe, Farbe aus Naturharz oder Leim oder doch die gute alte Kalkfarbe? Welche Farbe eignet sich denn nun am besten wenn es darum geht, die Wände seines Kellers zu streichen? Klar ist: an Auswahl mangelt es nicht, aber nicht jede Farbe ist gleichermaßen geeignet. Die geläufigsten und in den Baumärkten am häufigsten anzutreffenden, stellen wir hier etwas näher vor:
Silikonfarbe
Kaum eine andere Farbe erfreute sich in den letzten Jahren einer größeren Nachfrage – vor allem für Fassaden und Hauswände im Außenbereich. Aber nicht nur. Wer seinen Keller streichen will, sollte hingegen weniger auf Silikonfarbe setzen. Sie ist gerade für eben jene Außenfassaden und damit eine starke Witterung, ausgelegt. Ihre größten Vorteile: sie lässt das Mauerwerk atmen, hat selbstreinigende Funktion und kann als Anstrich auf allen tragfähigen mineralischen Untergründen dienen: so z.B. Putz, Kalksandstein, Faserzement aber auch auf (matten) Dispersionsfarben.
Silikatfarbe
Sie eignet sich sehr gut, um den Keller zu streichen. Gerade dann, wenn zuvor Kalkputz benutzt wurde. Die Nachteile sind, dass Silikatfarben vergleichsweise teuer und zudem nicht wischfest sind. Aber sie bieten die bereits erwähnte wichtige, entscheidende Eigenschaft, damit die Kellerwände auch weiterhin das Klima mit regulieren können: sie sind diffusionsoffen. Die Farben verschließen die Wände also nicht, und eignen sich damit gut für all diejenigen, die ihren Keller streichen wollen. Aber Achtung: es muss sich um eine Dispersionssilikatfarbe handeln und darf keine reine Silikatfarbe sein. Gerade wenn Gips benutzt wurde, verträgt sich der Putz nicht mit bestimmten Elementen im Silikat (Risse können entstehen). Und auch eine geeignete Grundierung (Tiefengrund) muss im Vorfeld aufgetragen werden.
Kalkfarbe
Auch sie ist diffusionsoffen und erfüllt damit die wichtigste Voraussetzung wenn es darum geht, den Keller zu streichen. Experten und Maler empfehlen oft die Kalkfarbe, da sie keine Weichmacher und Konservierungsstoffe enthält. Und auch deswegen, da sie als die biologischste und atmungsaktivste aller Wandfarben gilt. Zudem ist sie vielseitig einsetzbar: für den Außenbereich, das Innere und hier nicht zuletzt auch für Kellerwände, die ja besonderen Bedingungen ausgesetzt sind. Der Vorteil gegenüber der Silikatfarbe: sie ist wischfest.
Vor dem Streichen: Vorbereitung ist alles
Gute Vorbereitung ist alles, gerade wenn es um handwerkliche Tätigkeiten geht. Und gerade, wenn bei falscher bzw. unsachgemäßer Anwendung der verwendeten Materialien, ärgerliche Schäden entstehen und unschöne Stellen zurückbleiben können.
Hier geben wir Tipps für die optimale Vorbereitung, wenn man seinen Keller streichen will:
Den wahrscheinlichen Verbrauch realistisch berechnen
Ob Silikon-, Kalk- oder Silikatfarbe: Je nachdem, welche Farbe man wählt, unterscheidet sich der Verbrauch. Angaben zum Farbverbrauch in ml/m² auf den Eimern, erleichtern es aber, den wahrscheinlich benötigte Menge realistisch einzuschätzen. Daher wichtig: die zu streichende Fläche der Wand messen und auch Aspekte wie einen möglichen zweiten Anstrich sowie nachträgliche Verbesserungen, mit einberechnen.
Farbklekser und Spritzer vermeiden: das Abkleben
Eigentlich naheliegend und selbstverständlich, dennoch wird es oft vergessen – mit optisch sehr unattraktiven Folgen. Auch dann, wenn man „nur“ den Keller streichen will und diesen z.B. Besucher meist ja nicht zu Gesicht bekommen. Dennoch will man sich ja auch selbst im eigenen Keller wohlfühlen. Deshalb muss man im Vorfeld unbedingt Steckdosen, die Tür, den Boden, Fenster und Möbel in Folie hüllen. Und nicht vergessen, die entsprechenden Ränder mit Malerkrepp abzudecken. Nach dem Abziehen, kann man sich über saubere und gerade Kanten erfreuen.
Den Keller streichen: weitere Tipps
Erst die Decke, dann die Wände
Wichtig zu wissen, gerade für unerfahrene Streicher: Wer vorhat, seinen Keller zu streichen und den Anstrich sowohl an der Decke als auch der Wand plant, der sollte beim Anstrich unbedingt mit der Decke beginnen. Denn beim Streichen der Decke kommt es zu mehr Spritzern und tropfenden Farbresten, die besser nicht auf Wänden landen sollte, die frisch gestrichen sind. Die Arbeit der letzten Stunden wäre zunichte gemacht und man müsste nachträglich aufwendige Ausbesserungsarbeiten vornehmen.
Vorsicht beim Gipsputz
An vielen Flächen im Keller – sowohl in Alt- als auch in Neubauten – befindet sich Gipsputz. Es ist ein sehr beliebter Belag für die Wand, aber: er verträgt sich nicht mit allen Farbarten gleichermaßen. Benutzt man die falsche Farbe, tritt nicht selten der bereits mehrfach beschriebene Effekt ein. So versiegelt etwa eine Dispersionsfarbe den Gipsputz. Im ungünstigsten Fall sogar vollständig. Die Oberfläche der Wand kann keine Feuchtigkeit mehr abgeben, das Raumklima gerät gewissermaßen aus dem Gleichgewicht. Zunächst wird einem erst einmal nicht viel auffallen. Nach einer gewissen Zeit aber, kann Schimmel entstehen. Und: da Gipsputz ein Untergrund ist, der extrem starke und vor allem ungleichmäßige Saugkraft besitzt, werden Anteile des Farb-Bindemittels angesaugt. Die Folge ist, dass der Anstrich weniger fest wird.
Apropos Schimmel: wer den Keller streichen möchte und dabei Schimmel überstreichen muss, sollte wissen, dass er die entsprechenden, vom Schimmel befallenen Stellen speziell behandeln muss. Das Mittel der Wahl: Anti-Schimmel-Mittel aus dem Baumarkt oder ein selbst angerührter Wasser-Essig-Mix (wichtig: Verhältnis 3:1). Und auch Handschuhe und Mundschutz sollten nicht vergessen werden. Ein Tipp für die Zukunft, um lästigen Schimmel oder Pilzbefall zu vermeiden: präventiv sollte man künftig einfach ein bis zweimal am Tag rund 15 Minuten stoßlüften.
Die gängigsten Fehler beim Keller streichen I
Immer wieder werden beim Streichen die gleichen ärgerlichen, eigentlich leicht vermeidbaren Fehler gemacht. Und das, obwohl die meisten von uns mehr als einmal im Leben umziehen und immer wieder mit diesem Thema konfrontiert werden.
Gerade was sog. „Tipps“ und „gute Erfahrungen“ mit dieser oder jenen Technik anbelangt, die von Freunden oder Verwandten kommen, fährt man nicht immer automatisch gut. Halbwissen und Weisheiten werden weiterverbreitet, auch wenn die Ratschläge natürlich gut gemeint sind.
Zu viel Farbe:
Gerade bei der ungeübten Malerhand, vielleicht der beliebteste Fehler überhaupt. Wer kennt es nicht: die Farbe ist getrocknet, alles wäre gut und würde so schön aussehen, wenn sich bloß die Ränder und Ecken an der Wand nicht so sehr von den Flächen unterscheiden würden. Manch einer streicht dann gleich nach, um die Unterschiede bei der Farbe auszugleichen.
In der Regel greift man dabei zu einem Pinsel, um die schwieriger zu streichenden, engen Ecken zu bearbeiten. Doch genau hier liegt der Fehler: Pinsel nehmen mehr Farbe auf als Roller und dadurch ergibt sich auch der Farbunterschied zu den Wänden oder der Decke. Die Lösung, auch beim Keller streichen: zuallererst wie gewohnt die Ecken mit einem kleinen Pinsel streichen. Im Anschluss nutzt man eine kleine Rolle, um die Farbe an den Ecken zu verteilen. Die Konsequenz: die Ecken und Ränder weisen dieselbe Farbgebung und -intensität wie der Rest der Wand, auf.
Zu langsames Streichen:
Je nachdem wie groß die Flächen der Kellerwände sind, kann dieses Problem auch auftreten, wenn man vorhat, den Keller zu streichen. Denn besonders große Flächen wie z.B. Decken, zeigen sich immer extrem anfällig für unschöne Streifen.
Den meisten ist das Problem nicht fremd: nach dem Anstrich sind auf der Fläche deutliche Spuren der Rolle zu erkennen. Oder aber die Übergänge der einzelnen Bahnen. Im schlimmsten Fall beides. Der Grund ist zu langsames Streichen. Oder andersherum: die Farbe trocknet zu schnell. Setzt man zum nächsten Strich bzw. der nächsten Bahn an, ist die zuvor gemachte schon trocken.
Die Lösung des Problems: wenn möglich sollte man sich eine helfende Hand hinzuholen. Große Wand- und Decken-Flächen, streichen sich zu zweit nicht nur schneller sondern es lässt sich – durch das gleichmäßige und ähnlich schnelle Streichen – eben auch jenes Problem mit den Spuren und Rückständen, vermeiden.
Und zuletzt noch ein gut gemeinter Rat, bevor man in den Baumarkt geht, und sich das entsprechende Material besorgt:
Gerade bei einem Produkt wie Wandfarbe hat sich tatsächlich gezeigt: teurer ist meist auch besser. Mit billiger Farbe wird der Sparfuchs auf die lange Sicht keine Freude haben. Die Farbpigmente sind bei günstiger Farbe meist von schlechter Qualität. Am Ende reichen dann nicht einmal mehrere Anstriche, um das gewünschte, strahlende Ergebnis zu bekommen. Etwas teurere, hochwertige Qualitätsfarbe bringt nur Vorteile mit sich: sie spart Zeit und Arbeit – und das Wichtigste: sie sieht nach etwas aus.
Bildnachweis:©Shutterstock-Titelbild: Tom Wang-#02: Claudio Divizia -#03: logoboom -#04:goir -#05: Natasa Adzic _
4 Kommentare
Keller streichen:
Oh mein Gott wieviel Arten von Farben gibt es eigentlich? Der Beitrag hat super informativ.
Mein Gedanke das schlechter Wetter nutzen und Keller streichen nur, dass man da soviel falsch machen kann war mir wirklich nicht bewusst.
Danke für die Info
Hallo Xaver
ich hätte da auch noch einen Hinweis für dich.
Meine Tochter und ich dachten, kaufen wir halt irgendwo mal einen weißen Eimer Farbe und legen los.
Klar auf den Preis schaut man ja immer.
Hm hätten wir mal lassen sollen. Bei der günstigen Farbe mussten wir zweimal ran, wenn wir etwas mehr investiert hätten, hätte einmal gereicht.
Den Fehler machen wir nicht mehr. Gleich eine gescheite gutdeckende Farbe und man spart Arbeit und Zeit.
Bärbel und Elisabeth
Habe einen Neubaukeller mit weißen durchlässigen Rohwänden. Ich würde gerne ein richtiges Bild drauf malen. Geht sowas mit der Kalkfarbe?
Uuuuh… Vorsicht bitte, denn Kalkfarben und Kalkputze sind sehr empfindlich gerade gegenüber Verfärbungen. Der Kontakt zum Beispiel zu führt oft Eisen zu Stockflecken. Bei gipshaltigen Untergründen kommt es schon mal zu Ausblühungen oder Schwefelfraß (aus Kalk wird Gips). Das passiert besonders in Bodennähe und gerade bei hoher Luftfeuchtigkeit.