Sollen alte Heizkörper gegen neue Modelle ausgetauscht werden, so stehen viele Hausbesitzer vor einer wahren Modellflut. Welche sollen sie bloß wählen? Und wie lassen sich Heizkörper berechnen?
Inhaltsverzeichnis: Das erwartet Sie in diesem Artikel
Heizkörper berechnen: Welche Größe darf’s denn sein?
Heizkörper bleiben nicht ein Häuserleben lang eingebaut – sie werden nach gewisser Zeit gegen leistungsfähigere Modelle ausgetauscht. Hausbesitzer stehen dann vor einer wahren Flut an Modellen und Größen und wissen oft nicht, für welche Variante sie sich dann entscheiden sollen. Oder es geht um den kompletten Neubau und die Auswahl der ersten Heizungen – wer es im Winter warm und angenehm im Haus haben möchte, muss die Berechnung des Heizkörpers exakt vornehmen.
Da ist es gut zu wissen, wie ein Fachmann derartige Berechnungen vornimmt und welche Fakten wichtig für die Entscheidung für oder gegen eine Art Heizanlage sind.
Wichtige Information: Experten raten dazu, Heizungen immer die 1,3 bis 1,5-fache Leistung mitbringen zu lassen (Heizleistung) – immerhin müssen Verluste bei der Verteilung und Erzeugung der Wärme eingerechnet werden und diese ziehen Fachleute von der Heizlast ab. Übersteigt die Leistung der Heizung die geforderte Heizlast nicht, so wird es am Ende nicht warm genug im Haus sein.
Heizkörper berechnen: Die Heizlast ermitteln
Wir möchten in diesem Artikel Tipps dazu geben, wie Sie die Heizkörper berechnen bzw. wie Sie die nötige Heizlast ermitteln. Dafür sind die Werte, die seitens der Heizanlage vorgegeben werden, relevant. Außerdem ist die Heizlast davon abhängig, in welchem Raum die Heizungen installiert werden sollen und welche Heizleistung dort benötigt wird.
Nicht zuletzt spielen die baulichen Gegebenheiten eine Rolle – ein Raum mit zwei Außenwänden zur Nord- und Ostseite braucht deutlich mehr Heizenergie, um auf die gleiche Temperatur wie ein Raum zu kommen, der eine Außenwand zur Südseite hin besitzt.
Sie können die Berechnung des Heizkörpers im Groben selbst vornehmen, letzten Endes ist es aber Sache des Fachmannes, die konkreten Werte zu ermitteln. Er zieht die DIN EN 12 831 zurate, wo verbindliche Vorgaben zu Heizungsanlagen in Häusern zu finden sind. Diese DIN-Norm bietet außerdem eine Berechnungsmöglichkeit, mit der sich die Heizlast innerhalb von Gebäuden ermitteln lässt.
Wichtig ist aber in jedem Fall, die Außen- sowie die Innentemperatur zu berücksichtigen, wenn Sie die Heizkörper berechnen wollen.
Heizkörper berechnen: Normtemperaturen im Innen– und Außenbereich
Wenn Sie die Heizung berechnen wollen, brauchen Sie also die in der DIN genannten und zu erreichenden Normtemperaturen für Innenräume, wie wir in diesem Artikel bereits erwähnt haben. So gilt eine allgemeine Normtemperatur in Innenräumen von 20 °C für Wohn- und Schlafräume, für Büros und Sitzungszimmer, für Hotelzimmer, Verkaufs- und Unterrichtsräume, für WC-Räume sowie für Theater- und Konzerträume.
Ein wenig wärmer muss es im Badezimmer und in Umkleideräumen sein, auch Untersuchungszimmer sollen eine höhere Raumtemperatur aufweisen. Dafür sind 24 °C gefordert. In beheizten Nebenräumen hingegen wie Treppenaufgängen oder Fluren reichen 15 °C, für unbeheizte Nebenräume gelten sogar nur 10 °C als ausreichend.
Natürlich empfinden nicht alle Personen diese Normtemperaturen wirklich als angenehm und finden, dass es im Wohnzimmer doch bitte deutlich wärmer als nur 20 °C sein müsste, dafür reichen im Schlafzimmer auch 16 °C aus. Dieses individuelle Empfinden ist allerdings nebensächlich, da es einzig und allein um den Fakt geht, dass die Normtemperaturen mindestens erreicht werden müssen.
Heizkörper berechnen: Der Fachmann und die Heizlast
Der Fachmann möchte nun die Heizlast berechnen, die nötig ist, um bei einer konstanten Außentemperatur von – 10 °C eine Innenraumtemperatur von 20 °C zu erreichen. Dafür sind die Faktoren Wärmeverlust und Wärmegewinn des Raumes wichtig.
Die Wärmeverluste treten als sogenannte Transmissionsverluste auf, das sind Wärmeverluste, die sich über die einzelnen Bauteile des Gebäudes bzw. des Raumes ergeben. Außerdem verliert ein Raum durch Lüften an Wärme. Als Wärmegewinne hingegen sind interne Erwärmungen (Lampen und Leuchten, der Betrieb elektrischer Geräte, der Aufenthalt von Personen im Raum) und die solaren Wärmegewinne zu sehen.
Berechnet der Heizungsbauer die Heizlast falsch, kann sich das finanziell schnell und in hohem Maße bemerkbar machen. Außerdem kann es sein, dass die Heizungen nicht ausreichend dimensioniert sind und somit die Innenraumtemperaturen gar nicht erreichen können. Die Folge: Sie frieren im Winter! Weniger problematisch im Hinblick auf die Innenwärme ist die überdimensionierte Heizungsvariante, diese ist allerdings schon in der Anschaffung und meist auch im Betrieb deutlich teurer. Hier sollte also alles passen!
Zu unseren wichtigsten Tipps zählt daher, dass Sie zwar selbst Ihre Heizkörper berechnen können, dass Sie aber bitte immer mögliche Fehler im Blick haben. Lassen Sie daher zur Sicherheit noch einmal einen Fachmann rechnen und vergleichen Sie die ermittelten Werte.
Video: Heizflächen, Heizkörper
Heizkörper berechnen: Gesamtwärmeleistung im Blick
Sie haben nun also eine Heizlast ermittelt, die die neuen Heizungen mindestens erreichen müssen. Nun kommt aber ein weiterer Punkt hinzu und der betrifft die Gesamtwärmeleistung. Sie muss mindestens der errechneten Heizlast entsprechen, liegt aber besser noch ein wenig darüber.
Sollte das nicht zutreffen, werden Sie mit Sicherheit schon bald frieren müssen, denn die Heizungen können die geforderte Leistung nicht bringen und der Raum wird nicht warm. Die Folge: Sie müssen mehr Energie für das Beheizen aufwenden oder gar eine weitere Heizungsmöglichkeit installieren bzw. per Strom betreiben.
Ist die Gesamtwärmeleistung aber großzügig berechnet, senkt sich dadurch die Vorlauftemperatur ab. Zwischen Vor- und Rücklauftemperatur liegt damit eine geringe Differenz und somit wiederum fallen Verluste bei der Wärmeerzeugung deutlich geringer aus. Letzten Endes sparen Sie damit Heizkosten!
Bedenken Sie bei der gesamten Rechnerei aber, dass die Heizlast nie von einem Heizkörper allein erbracht werden muss, denn in den meisten Räumen (mit Ausnahme sehr kleiner Zimmer) können zwei Heizungen installiert werden. Üblicherweise befinden sich diese unter den Fenstern – wenn Sie also ein Ost- und ein Südfenster haben, empfiehlt es sich, unter beide die Heizungen installieren zu lassen. Möglich ist auch die Verwendung eines größeren Modelles, doch dieses muss sich auch noch harmonisch in den Raum einfügen. Bezogen auf die Leistungen bringt es keinen Unterschied, ob Sie zwei kleinere Heizungen oder eine große einbauen lassen.
Video: Heizlast, Beispielrechnung
Heizkörper berechnen: Ein Beispiel
Suchen Sie nach passenden Heizkörpern, so schauen Sie immer nach der erforderlichen Wärmeleistung, die in Watt pro Quadratmeter angegeben wird. Inzwischen bauen die Heizungsmonteure und andere Fachleute auf Erfahrungswerte, mit denen sich die Heizleistung der Modelle rasch bestimmen lässt.
So gelten 100 Watt pro Quadratmeter für Neubauten sowie für gedämmte Altbauten als ideal. Schon 150 Watt je Quadratmeter werden benötigt, wenn es sich um einen Altbau handelt, der nicht wärmegedämmt ist und bei dem nur Einfachfenster verbaut wurden. Für Badezimmer werden noch einmal 10 Prozent Zuschlag gefordert.
Ein Beispiel:
Sie haben ein Badezimmer, welches vier Meter in der Länge misst und drei Meter breit ist. Dieses wiederum befindet sich in einem Altbau, der jedoch keine Dämmung besitzt, die Fenster sind einfach verglast. Die Fläche von 12 m² muss mit 150 W/m² multipliziert werden, heraus kommen dabei 1800 Watt. Jetzt rechnen wir 10 Prozent dazu, damit es im Badezimmer kuschlig warm wird. Macht insgesamt: 1980 Watt – diese Mindestleistung muss die neue Heizung erbringen.
Für die meisten Berechnungen ziehen Experten die europäische Norm 442 heran, bei der eine Vorlauftemperatur von 75 °C und eine Rücklauftemperatur von 65 °C angenommen wird. Allerdings kann ein Heizungssystem auch andere Werte aufweisen, dann sollten Sie Zuschläge aufrechnen. Diese errechnen sich bei 70 °C Vor- und 55 °C Rücklauftemperatur durch den Faktor 1,24. Leistet Ihre Heizanlage nur 55 °C Vorlauftemperatur und kommt auf 45 °C Rücklauftemperatur, so liegt der Faktor bei 1,94. Mit diesen Faktoren erfolgt die Multiplikation und so ergeben sich die aufzurechnenden Zuschläge.
All diese Berechnungen klingen nicht allzu kompliziert, dennoch sollten sie durch einen Fachmann überprüft werden. Auch wenn Sie ein Gebäude in Eigenleistung sanieren oder bei einem Neubau viel selbst machen, sollten Sie unbedingt auf den Experten setzen, der Ihre Berechnungen absichert. Das kostet zwar Geld – allerdings wird es deutlich teurer, wenn in Ihren Berechnungen der Wurm drin war und Sie Fehler gemacht haben!
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