Das eigene Haus selber zu planen, ist ein herausforderndes Projekt, denn damit definiert man die Wohnsituation für mehrere Jahrzehnte. Im Folgenden werden die fünf häufigsten Fehler bei der Hausplanung genannt und Tipps gegeben, wie man diese vermeidet.
Haus selber planen: Tipps für die Vermeidung von Planungsfehlern
Es macht Spaß, sich Gedanken darüber zu machen, wie das langersehnte Traumhaus für die Familie im Hinblick auf die Raumaufteilung gestaltet werden soll. Die völlige Freiheit, die man bei der Hausplanung des Eigenheims genießt, ist einer der wesentlichen Vorteile gegenüber Mietobjekten.
Ein Haus selber zu planen, gibt Bauherren die Chance, individuelle Wohnkonzepte zu realisieren und die Raumaufteilung perfekt auf die Bedürfnisse der Bewohner abzustimmen. Es ist empfehlenswert, den Grundriss zu zeichnen und verschiedene Varianten zu durchdenken. Doch nicht nur die Planung des Grundrisses sollte sorgfältig durchdacht werden, Fehlerquellen lauern auch in anderen Phasen der Hausplanung.
Wer selber sein Haus planen möchte, sollte Fehler in folgenden Bereichen vermeiden:
- Auswahl des Grundstücks
- Prüfung aller Verträge
- Planung des Grundrisses
- Realistische Einschätzung eigener Möglichkeiten
- Mangelnde Kontrolle des Baufortschritts
Auswahl des Grundstücks
Bereits bei der Auswahl des Grundstücks gilt es, auf eine Vielzahl von Faktoren zu achten:
- ebener, trockener und fester Baugrund
- keine Altlasten vorhanden
- Himmelsrichtung
- Erschließungsgrad
- Anbindung an die Infrastruktur
- keine rechtlichen Hindernisse der Bebauung
Auch die Größe des Grundstücks ist ein wichtiger Faktor und außerdem sollte man vor dem Kauf des Grundstücks den Bebauungsplan einsehen. Dort sind Bau- und Abstandsgrenzen vermerkt, die determinieren, in welchem Bereich des Grundstücks gebaut werden darf. Wer einen Bungalow mit einer großen Grundfläche plant, sollte vorher sicherstellen, dass dieser Häusertyp auf dem gewählten Grundstück realisierbar ist. Wer ein Reihenhaus plant, muss Partner finden, welche die anderen Reihenhäuser bauen und dann gemeinsam ein geeignetes Grundstück kaufen.
Darüber hinaus schützt ein Bodengutachten vor teuren Überraschungen. Ein lehmiger Boden kann beispielsweise später dazu führen, dass der Keller speziell abgedichtet werden muss. Die Kosten dafür belaufen sich auf bis zu 60.000 Euro, sodass die gesamte Kalkulation gefährdet wird. Fehler beim Grundstückskauf sind kaum zu korrigieren, deshalb sollte dieser Schritt genau durchdacht werden. Ein vermeintlich günstiges Grundstück, das im Nachhinein hohe Folgekosten verursacht, erweist sich oft als teurer Fehlkauf.
Prüfung aller Verträge
Die Prüfung aller Verträge schützt Bauherren vor voreiligen Entscheidungen und davor, rechtliche Nachteile zu erleiden. Das komplizierte Baurecht ist von Laien kaum zu durchschauen, deshalb sollte man vor der Unterschrift unter den Hausvertrag diesen unbedingt von einem neutralen Experten prüfen lassen.
Außerdem sollten sich Bauherren nicht dazu drängen lassen, den Hausvertrag mit der Baufirma aufgrund zeitlich befristeter Aktionen abzuschließen. Mit Abschluss des Hausvertrags legt man sich auf einen Haustyp fest und bauliche Veränderungen sind nur noch sehr schwer, meist gegen erhebliche Aufpreise, zu realisieren.
Planung des Grundrisses
Viele Eigenheimbesitzer haben nach einiger Zeit das Gefühl, dass das Haus selber falsch geplant wurde und nicht die Anforderungen der Familie erfüllt. Der wesentliche Grund für dieses Problem liegt darin, dass sich die Grundrissplanung des Hauses nicht daran orientiert, dass sich die Nutzungswünsche im Verlauf der Zeit ändern. Wer sein Haus selber planen möchte, sollte berücksichtigen, dass Kinder nach einigen Jahren ausziehen werden und sich bereits bei der Planung Gedanken über die Nutzung nach der Familienphase machen.
Bei der Planung des Grundrisses sollten folgende Faktoren beachtet werden:
- ausreichend großer Flur oder Eingangsbereich
- Ausrichtung der Wohnräume
- Verkehrsflächen
- Fensterflächen im Wohnzimmer
- Räume sind ungünstig zugeordnet
- fehlendes Gäste-WC
- Badgestaltung unpraktisch
- niedriger Kniestock
- mangelndes Tageslicht im Dachgeschoss
- zu schmale Treppen
- Türen falsch geplant
- Probleme mit der offenen Küche
Ausreichend großer Flur oder Eingangsbereich
Ein zu eng dimensionierter Eingangsbereich ist extrem unpraktisch und führt immer wieder zu Konflikten, wenn mehrere Personen gleichzeitig das Haus verlassen müssen. Außerdem fehlt in einem engen Eingangsbereich Platz für eine Garderobe oder einen Schuhschrank und das erweist sich jeden Tag als unvorteilhaft.
Ausrichtung der Wohnräume
Die Ausrichtung der Wohnräume entscheidet darüber, ob der Wohnbereich hell und großzügig wirkt. Nach Norden ausgerichtete Wohn- und Kinderzimmer sind unvorteilhaft, denn der Mangel an natürlichem Tageslicht wird in diesen Räumen als besonders nachteilig empfunden. An der Nordseite des Hauses sollte der Eingangsbereich platziert werden, wohingegen Wohnräume nach Süden oder Westen ausgerichtet werden. Mit der optimalen Ausrichtung der Wohnräume wird Heizungsenergie gespart und auch die Kosten für die Beleuchtung sinken.
Verkehrsflächen
Flure (außer denen im Eingangsbereich) großzügig zu planen, verschlingt teure Wohnflächen. Lange Flure sind nur dann sinnvoll, wenn dadurch ein Bereich des Hauses bewusst separiert werden soll, beispielsweise ein Home-Office.
Fensterflächen im Wohnzimmer
Große Fenster verleihen dem Wohnzimmer Helligkeit und lassen es weitläufig erscheinen. Bei der Dimensionierung der Fenster sollte jedoch beachtet werden, dass genügend Stellflächen für Möbel vorhanden sind.
Video: Wir bauen ein Haus ? | Update #2 | Unser Grundriss + Küchenplanung
Räume sind ungünstig zugeordnet
Um die hauswirtschaftlichen Tätigkeiten zu erleichtern, sollte die Küche nah am Eingangsbereich platziert werden, denn das erspart das Schleppen der Einkäufe durchs Haus. Statt eines Kellers erweisen sich eine Speisekammer sowie ein Hauswirtschaftsraum neben der Küche als vorteilhaft und verursachen außerdem wesentlich niedrigere Baukosten.
- Fehlendes Gäste-WC
Ein Gäste-WC ist besonders für eine mehrköpfige Familie unverzichtbar und sollte deshalb auf jeden Fall berücksichtigt werden, wenn man sein Haus selber planen möchte. - Badgestaltung unpraktisch
Im Badezimmer sind Stellwände für Möbel sowie Ablageflächen sehr wichtig. Als nützlich erweist sich ein zweites Waschbecken, denn damit vermeidet man Engpässe, wenn mehrere Familienmitglieder gleichzeitig das Haus verlassen müssen. Sehr praktisch sind Badezimmertüren, die sich nach außen öffnen lassen, denn dies erhöht die nutzbare Fläche im Bad. Ebenerdige Duschkabinen sind eine Investition, die sich im Alter bezahlt macht. - Niedriger Kniestock
Die Höhe des Kniestocks und die damit verbundene Dachneigung sind wesentliche Planungsaspekte. Je steiler das Dach und je höher der Kniestock, desto mehr nutzbare Wohnfläche steht im Dachgeschoss zur Verfügung. Ein Kniestock von mehr als 100 Zentimeter ist besonders vorteilhaft, denn dann hat man fast zwei Vollgeschosse zur Verfügung. - Mangelndes Tageslicht im Dachgeschoss
Mit Gauben und Dachflächenfenstern bringt man Tageslicht ins Dachgeschoss. Hoch angesetzte, breite Schleppgauben sorgen außerdem für mehr Bewegungsfreiheit und ein großzügigeres Raumgefühl. - Zu schmale Treppen
Sehr schmale Treppen oder Wendeltreppen bergen Unfallrisiken und lassen sich später nicht mit einem Treppenlift ausstatten. Treppen vom Wohnzimmer ins Obergeschoss bedeuten, dass die Eltern jedes Mal gestört werden, wenn Kinder hinauf in ihr Zimmer gehen. Das kann im Teenageralter, wenn auch noch Freunde im Schlepptau sind, mehr als nervig sein. - Türen falsch geplant
Türen sollten ausreichend breit sein und außerdem zur richtigen Seite angeschlagen werden, um ständiges Möbelrücken zu vermeiden, wenn man die betreffende Tür öffnen möchte. Eine von der Küche in den Garten führende Tür ist sehr vorteilhaft. - Probleme mit der offenen Küche
Eine offene Küche ist kommunikativ und vor allem bei jungen Familien sehr beliebt. Weniger schön ist es, dass Küchengerüche und Unordnung permanent im Wohnbereich präsent sind. Ein Kompromiss sind flexible Trennwände, die sogar eine sehr gute Geräuschdämmung ermöglichen.
Realistische Einschätzung eigener Möglichkeiten
Die eigenen Möglichkeiten realistisch einzuschätzen, ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor, wenn man sein Haus selber planen möchte. Das betrifft zum einen den finanziellen Rahmen, der unbedingt Reserven für ungeplante Ausgaben, Erneuerung von Küchengroßgeräten, Autoreparaturen sowie die Gestaltung des Außenbereichs beinhalten sollte.
In engem Zusammenhang damit steht die Einschätzung, welche Eigenleistungen eingebracht werden können, um Baukosten zu sparen. Wer ein Ausbauhaus selber planen möchte, sollte sich vorher genau erkundigen, wie umfangreich die Gewerke sind, die man in Eigenleistung übernimmt. Oft werden bei einem Ausbauhaus Arbeitspakete wie die Dämmung des Hauses vom Bauherren übernommen. Dabei ist zu beachten, dass für die Dämmung bestimmte Vorgaben gelten, über die man sich genau erkundigen sollte, damit das Ergebnis zufriedenstellend ist.
Empfehlenswert ist eine mitlaufende Kalkulation, bei der immer wieder überprüft wird, ob man sich noch im gesteckten Rahmen befindet. Wer seine handwerklichen Fähigkeiten zu optimistisch einschätzt und schließlich doch professionelle Handwerker beauftragen muss, wird mit ziemlicher Sicherheit durch die ungeplanten Kosten in finanzielle Bedrängnis geraten.
Mangelnde Kontrolle des Baufortschritts
Wer sein Haus selber planen möchte, sollte Kontrollen berücksichtigen. Um den festgelegten Zeitrahmen einzuhalten, muss man den Baufortschritt kontinuierlich kontrollieren. Besonders wenn man die einzelnen Gewerke selber an unterschiedliche Firmen vergibt, anstatt mit einer Baufirma zusammenzuarbeiten, ist der Koordinationsaufwand hoch.
Verzögert sich ein Gewerk, gerät die gesamte Zeitplanung durcheinander. Verzögert sich der Hausbau, die Wohnung ist aber bereits gekündigt, geraten Bauherren in Zeitnot. Der daraus resultierende Stress ist nicht zu unterschätzen und führt leider nicht selten zu einer ernsten Krise in der Partnerschaft.
Haus selber planen: Vom Zeichnen des Grundrisses bis zur Abnahme
Ein Haus zu bauen ist ein umfangreiches Projekt, bei dem eine Vielzahl an Einflussfaktoren berücksichtigt werden müssen. Grundlegende Planungsfehler lassen sich im Nachhinein nur mit erheblichem Kostenaufwand korrigieren. Es ist immer sinnvoll, sich bei den einzelnen Planungsschritten Expertenrat einzuholen. Das betrifft die Gestaltung des Grundrisses, die Finanzplanung und die Kontrolle des Baufortschritts.
Einen Bauberater zu engagieren, schützt Bauherren davor, mangelhafte Bauleistungen zu übersehen. Mit einer derartigen Kontrollinstanz sinkt die Gefahr drastisch, Baumängel erst nach erfolgter Abnahme zu erkennen. Auf Experten zu verzichten, ist der größte Fehler, den man machen kann, wenn man selber ein Haus plant – egal ob es sich dabei um ein Reihenhaus, ein Ausbauhaus oder eine Stadtvilla handelt.
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Wir haben ein Haus gebaut. Nun geht es an die Inneneinrichtung. Schön, dass man die Ausrichtung der Räume beachten sollte. Eventuell soll uns noch ein Innenarchitekturbüro helfen.