Die Geschichte des Graffitis

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Wohin man auch schaut, im urbanen Umfeld sind bunte Kunstwerke aus Spraydosen nahezu überall zu finden. Ob kunstvoll gestaltetes Bild, einfacher Tag oder leider auch immer wieder unschöne Schmierereien – Graffitis befinden sich auf Wänden, in U-Bahnschächten oder auf Stromkästen. Wer denkt, dass es sich bei Graffiti um eine neumodische Entwicklung handelt, der hat weit gefehlt.

Was ist Graffiti? Begriff, Herkunft und Bedeutung

Der Begriff Graffiti (Einzahl: Graffito) stammt ursprünglich aus dem Italienischen und bedeutet wörtlich „Kritzelei“ oder „Schrift“. Ursprünglich bezeichnete er eingeritzte oder aufgemalte Inschriften und Bilder in antiken Gebäuden oder auf Wänden – ein Phänomen, das es schon im alten Rom und Griechenland gab. Heute versteht man unter Graffiti in erster Linie farbige Schriftzüge, Symbole oder Bilder, die mit Sprühdose, Filzstift oder Farbe an öffentlichen oder privaten Flächen angebracht werden.

Moderne Bedeutung und kultureller Kontext

Im heutigen Sprachgebrauch ist Graffiti ein zentraler Bestandteil der urbanen Jugendkultur und der Street Art. Besonders seit den 1970er-Jahren hat sich die Graffiti-Bewegung – zunächst in New York – als Ausdrucksform von Subkulturen, sozialem Protest und künstlerischer Freiheit etabliert. Graffiti ist sowohl Kunstform als auch Kommunikationsmittel, das im öffentlichen Raum Sichtbarkeit schafft.

Unterscheidung: Kunst oder Vandalismus?

Graffiti ist umstritten:

  • Legal angebracht, etwa im Rahmen von Auftragsarbeiten, auf freien Flächen oder als Street-Art-Projekt, gilt es als kreative, oft hochkarätige Kunstform.
  • Illegal gesprayt, z. B. auf Hauswänden, Zügen oder Brücken, wird es meist als Sachbeschädigung angesehen und ist strafbar.

Die Debatte zwischen künstlerischem Ausdruck und Eigentumsverletzung ist deshalb bis heute präsent – je nach Ort, Stil, Absicht und gesellschaftlicher Perspektive.

Arten von Graffiti

  • Tags: einfache, oft schnell angebrachte Signatur des Sprayers
  • Throw-Ups: zweifarbige, größere Buchstaben mit Umriss
  • Pieces (von „Masterpiece“): aufwendige, farbintensive Kunstwerke
  • Stencil-Graffiti: mit Schablonen gearbeitete Bilder oder Schriftzüge
  • Political Graffiti: mit klarer gesellschaftlicher oder politischer Botschaft

Die Geschichte des Graffitis: Eine uralte Kunstform mit moderner Stimme

Die Wurzeln des Graffitis reichen weiter zurück, als man auf den ersten Blick vermuten würde. Schon im Alten Ägypten gestalteten Menschen Wände von Grabstätten und Tempelanlagen mit Malereien – nicht zur Zierde allein, sondern auch als Ausdruck von Glaube, Macht und Erinnerung. Auch andere antike Kulturen kannten Wandbilder: Die Maya in Südamerika, die Griechen und Römer in Europa – sie alle nutzten bemalte Flächen als Mittel der Kommunikation und Dokumentation.

Archäologische Funde aus verschiedenen Teilen der Welt belegen: Wandmalereien begleiten die Menschheit seit Jahrtausenden. Das, was wir heute als „Graffiti“ bezeichnen, steht in einer langen Tradition visueller Ausdrucksformen im öffentlichen Raum.

Ein kurioses Beispiel für Graffiti in neuerer Zeit ist der Fall des Wiener Hofbeamten Joseph Kyselak. Ende des 18. Jahrhunderts wurde er dafür bekannt, seinen Namen mit schwarzer Ölfarbe an Gebäuden und Felsen zu hinterlassen – so konsequent und öffentlichkeitswirksam, dass er sogar vor Kaiser Franz I. zitiert wurde. Der Überlieferung zufolge ermahnte ihn der Kaiser, mit dieser Praxis aufzuhören. Der Legende nach fand Franz I. jedoch kurz darauf auf seinem eigenen Schreibtisch den eingeritzten Schriftzug „Kyselak“ – ein frühes Zeugnis rebellischer Wandgestaltung in einer Zeit weit vor der Spraydose.

Heute hat sich das Medium weiterentwickelt: Digitale Tools wie der „Graffiti Creator“ oder Schriftarten im Graffiti-Stil („Graffiti Fonts“) ermöglichen kreative Experimente am heimischen PC – und zeigen, dass Graffiti längst nicht mehr nur auf Hauswänden existiert, sondern auch als digitale Kunstform in der Popkultur angekommen ist.

Ob mit Pinsel, Spraydose oder Maus: Graffiti bleibt Ausdruck – laut, sichtbar und immer im Wandel.

Graffiti Schriftzüge als Markenzeichen

Die bis dato erschienenen Wandmalereien sind zwar Teil der Geschichte des Graffitis, dennoch wird der erste ‚richtige‘ Wegbereiter des Graffitis in den 1970er Jahren in New York verortet. Dort war das Kürzel TAKI183 immer häufiger an Hauswänden zu finden, was den Bürgern und Zeitungen ein großes Rätsel aufgab. Im Juli 1971 veröffentlichte die New York Times in ihrer Enthüllungsstory Genaueres zu diesem Kürzel: Der griechische Botenjunge Dimitakti verewigte sich auf seinen Touren an den Hauswänden und –mauern mit jener Kombination aus Buchstaben und Zahlen.

Ein neuer Trend war geboren. Nachdem die öffentliche Aufmerksamkeit auf (Dimi)Taki und sein Werk gerichtet war, fand dieser viele Nachahmer. Immer mehr Jugendliche hatte Freude daran, ihren Namen auf den Wänden und Gebäuden New Yorks zu verewigen. Diese Modeerscheinung verbreitete sich in rasender Geschwindigkeit und schwappte auch nach Europa über.

Die Geschichte des Graffitis als Geburt einer Jugendbewegung

Die Neuerungen der Technik machten auch bei der Kunst des Graffitis noch mehr möglich. Nachdem zuerst nur mit Filzstiften auf Gebäude und Wände gemalt wurde, etablierten sich nach und nach die Spraydosen. Mit ihnen war es möglich, nicht mehr nur den eigenen Namen (Tag) zu hinterlassen, sondern auch größere Graffitibilder. Doch die Technik macht keinen Halt: Mit dem Graffiti Creator und der passenden Graffiti Font kann heute ganz bequem am PC ein Schriftzug im Graffitistyle entworfen werden.

Graffiti Font: Jetzt auch als Download

Wer seinen Graffitti Font nicht selbst entwerfen möchte, der kann auch auf eine Vielzahl von Graffiti Font Download-Angeboten zurückgreifen. Diebekannten Fontplattformen wie 1001freefonts.com, dafont.com oder 1001fonts.com bieten umfangreiche Download-Bibliotheken für Graffiti Fonts an.

Von der Häuserwand zum Artwork on wheels

Nicht nur die Technik änderte sich, sondern auch der Ursprungsgedanke des Reviermarkierens mithilfe von Tags. Während zuerst nur statische Plätze wie Gebäude oder Mauern bemalt wurden, etablierte es sich bald, U-Bahnen und Züge zu besprayen. Die Dynamik der öffentlichen Verkehrsmittel ermöglichte es, das Graffitiwerk durch die Stadt fahren zu lassen.

Writer @ Work. Die beiden Sprayer wirken recht apathisch, während sie ihren Gefühlen durch das Sprayen Ausdruck verleihen.

Writer @ Work. Die beiden Sprayer wirken recht apathisch, während sie ihren Gefühlen durch das Sprayen Ausdruck verleihen.

 

Moderne Entwicklungen in der Geschichte des Graffitis

Die Meinungen zu Graffitiwerken gehen weit auseinander: Während die bunten Bilder für die einen die Kunst einer Jugendkultur darstellen, sind sie für die anderen schlichtweg Sachbeschädigung. Und das nicht ohne Grund: Die Reinigung von Gebäuden, Wänden und Zügen verursachte in viele Städten hohe Kosten in mehrstelliger Millionenhöhe. Aus diesem Grund steht das illegale Anbringen von Graffitis in Deutschland unter Strafe und kann sowohl zivil- als auch strafrechtliche Folgen haben.

Um dem unrechtmäßigen Sprayen vorzubeugen, haben sich viele Städte eine innovative Lösung einfallen lassen: Spraywettbewerbe und öffentliche Ausschreibungen mit genehmigten Flächen geben den Graffitikünstler Raum für legale Kreativität. Die größte legale Fläche für Graffitis befindet sich in Deutschland in Magdeburg. In der Aerosol-Arena ist der Name Programm: Sie ist die größte Hall of Fame für legale Graffitikunstwerke.

Graffiti selbst gestalten(Video)

Graffiti ist eine spezielle Form der Kunst, die sich vor allem durch die individuelle Schriftart auszeichnet. Keine Sorge, Sie müssen nicht gleich zur Spraydose greifen, denn mit Computer Programmen wie dem Graffiti Creator können Sie Ihren individuellen Schriftzug ganz bequem von zuhause aus kreieren. Die entsprechende Schriftart (Graffiti Font) im Graffitistyle gibt es ebenfalls zum Download – so steht einem individuellen Kunstwerk nichts mehr im Wege.

Video: Graffiti Schrift erlernen

Bekannte Graffitikünstler: Von der Straße ins Rampenlicht

Graffiti hat sich in den letzten Jahrzehnten von einer Subkultur zu einer anerkannten Kunstform entwickelt. Einige Künstler haben dabei nicht nur Mauern, Züge und Häuser gestaltet, sondern auch internationale Aufmerksamkeit erlangt. Die folgende Tabelle stellt einige der bedeutendsten Namen der Graffiti- und Street-Art-Szene vor – inklusive Herkunft, Stil und besonderer Merkmale:

Die prägenden Köpfe der weltweiten Street‑Art‑Szene
Künstlername Herkunft Aktiv seit Stil / Merkmale Bekannte Werke / Projekte
Banksy Großbritannien 1990er Stencil-Graffiti, politische Botschaften, Humor, Ironie „Girl with Balloon“, „Dismaland“, Wandbilder in Gaza & New York
Shepard Fairey USA 1990er Poster-Stil, Siebdruck, politische Kampagnen „Obey Giant“, „Hope“-Poster für Barack Obama
Jean-Michel Basquiat USA (New York) 1970er–1980er Neoexpressionismus, Graffiti-Texte, Kunstszene SAMO-Tags, Zusammenarbeit mit Andy Warhol
RETNA USA (Los Angeles) 1990er Calligraphie-inspirierte Schriftzeichen, großformatige Wandarbeiten Wandbilder weltweit, Mode- und Musik-Kooperationen
Lady Pink Ecuador / USA 1980er Graffiti auf Zügen, feministische Themen, Wandmalerei Teil der NYC-Graffiti-Szene, Ausstellungen in Museen
Blu Italien 2000er Monumentale Wandmalereien, Animations-Graffiti, Gesellschaftskritik Wände in Berlin, Bologna, Mexiko-Stadt; Kurzfilm „Muto“
DAIM Deutschland 1990er 3D-Graffiti, geometrische Strukturen, perspektivische Tiefe Wandbilder in Hamburg, internationale Ausstellungen
Quelle: Eigene Recherche, ein Auszug

Graffiti: 10 spannende Fragen & Antworten, die du vielleicht noch nicht kennst

1. Gibt es legale Möglichkeiten, Graffiti zu sprayen?
Ja, viele Städte bieten sogenannte „Hall of Fame“-Flächen oder freie Wände an, auf denen legal gesprayt werden darf. Diese Flächen dienen der Förderung von Jugendkultur und urbaner Kunst.

2. Was unterscheidet Street Art von klassischem Graffiti?
Während Graffiti meist aus Schriftzügen, Tags oder Pieces besteht, ist Street Art stärker bildlich geprägt – z. B. durch Stencils, Paste-Ups, Installationen oder Wandmalereien mit konkreten Motiven.

3. Warum nutzen viele Graffitikünstler Pseudonyme?
Pseudonyme oder „Tags“ dienen zum Schutz der Identität – vor allem bei illegalem Graffiti – und als künstlerische Signatur. Sie sind oft über Jahre hinweg konstant und Teil der Szeneidentität.

4. Welche Techniken außer der Spraydose werden verwendet?
Neben Sprühdosen nutzen Künstler Schablonen (Stencil), Marker, Lackrollen, Kleister, Pinsel oder digitale Drucktechniken. Street Art kann auch mit Klebefolien, Moos oder Licht arbeiten.

5. Welche Rolle spielen Graffiti in der Hip-Hop-Kultur?
Graffiti gilt als eines der vier Elemente der ursprünglichen Hip-Hop-Kultur, neben DJing, MCing (Rap) und Breakdance. Es war Ausdruck von Protest, Revierverhalten und Kreativität im urbanen Raum.

6. Gibt es eine Ausbildung zum Graffitikünstler?
Nein, Graffiti ist keine klassische Ausbildung. Viele Künstler sind Autodidakten. Allerdings bieten Kunsthochschulen, Workshops oder Urban-Art-Projekte heute professionelle Zugänge und Weiterbildungsmöglichkeiten.

7. Wie lange dauert ein typisches Graffiti?
Das hängt stark von der Größe und Komplexität ab. Ein Tag ist oft in wenigen Minuten gesprüht, ein mehrfarbiges Piece kann mehrere Stunden oder sogar Tage in Anspruch nehmen.

8. Warum sind Züge ein so beliebtes Motiv für Graffiti?
Züge stehen symbolisch für Mobilität, Reichweite und Sichtbarkeit. Besonders in der klassischen New Yorker Szene galt es als „Königsdisziplin“, einen Zug zu bemalen, der durch die ganze Stadt fährt.

9. Können Graffiti konserviert oder erhalten werden?
Ja, manche Werke – insbesondere von bekannten Künstlern – werden geschützt, z. B. mit Klarlack oder durch Glasabdeckungen. Es gibt auch Museen und Initiativen, die Street Art dokumentieren und bewahren.

10. Gibt es Länder, in denen Graffiti besonders populär oder anerkannt ist?
Ja, neben den USA (v. a. New York, Los Angeles) sind vor allem Brasilien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Italien für aktive Graffiti- und Street-Art-Szenen bekannt. In Städten wie Berlin, São Paulo oder London ist Graffiti teilweise fester Bestandteil des Stadtbilds.

Bildnachweis: © Fotolia – Titelbild fredmantel, #1 doryx

Über den Autor

Hans-Jürgen Schwarzer (Link Google+) leitet die Online-Agentur schwarzer.de software + internet gmbh. Als Unternehmer und Verleger in Personalunion wie auch als leidenschaftlicher Blogger gehört er zu den Hauptautoren von startup-report.de. Innerhalb seiner breiten Palette an Themen liegen dem Mainzer Lokalpatriot dabei vermeintlich „schräge“ Ideen oder technische Novitäten besonders am Herzen.

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