Wer in einen Baumarkt geht und dort nach Filzpunkt verlangt, wird diesen nicht bekommen. Denn anders, als der Name vermuten lässt, handelt es sich hierbei nicht um eine Putzart, sondern es geht um die Gestaltung der Putzoberfläche. Dabei gilt es zu berücksichtigen, dass nicht alle Putzarten gefilzt werden können, daher sollten Sie sich vorab darüber erkundigen, ob dies im Einzelfall möglich ist.
Inhaltsverzeichnis: Das erwartet Sie in diesem Artikel
Filzputz: Was ist das? (Video)
Filzputz wird meist aus Kalk bzw. Kalkmörtel hergestellt, der einen Zuschlag aus sehr fein gesiebtem Sand erhalten hat. Diese Mischung wird auch als Kalkzementputz bezeichnet.
Diese Putzart wird meist nur für kleine Flächen angewendet, denn nur allzu leicht zeigen sich feine Risse. Diese Haarrisse wären bei einer großen Fläche rasch sichtbar und würden das ansonsten qualitativ hochwertige Bild stören. Gerade bei dieser Putzart, wo die Oberfläche derartig fein ist, fallen Risse sofort ins Auge.
Filzputz wird auf eine getrocknete Grundierung aufgetragen, die rund drei bis vier Millimeter stark sein sollte. Das zur Auftragung verwendete Filzbrett muss regelmäßig angefeuchtet werden und darf auf keinen Fall austrocknen.
Die damit erzeugte und behandelte Oberfläche zeichnet sich durch ihre besondere Feinheit und Glätte aus, was wiederum im Innenbereich erwünscht ist. Eine Fassade würde – derartig behandelt – weniger gut aussehen, denn ihr würde es an Struktur fehlen.
Traditionell wird für diese Putzart ein Kalk verwendet, der keine hydraulischen Anteile haben darf. Er ist weniger anfällig für die Bildung von Rissen, weil er langsam abbindet und dabei elastisch bleibt. So können teilweise noch längere Zeit nach dem Auftragen Risse im Putz verhindert werden, indem der Putz immer wieder mit der Glättkelle verfestigt und mit dem Filzbrett überschlämmt wird.
Allerdings ist das natürlich keine Garantie dafür, dass die Oberfläche derart glatt bleibt, wie sie nach Beendigung der Arbeiten im ersten Moment war. Schon viele Heimwerker haben sich geärgert, als sie einige Stunden später auf die bearbeitete Fläche geschaut und die diversen Risse gesehen haben.
Filzputz weist eine Besonderheit auf: Die Oberfläche wird überaus glatt, weitaus glatter und feinporiger als bei vielen anderen Techniken. Das wiederum ist eine optimale Ausgangslage für sämtliche anderen Arbeiten, die an der Wand vorgenommen werden sollen.
Video: Putztechniken- Rollputz- Strukturputz- Spachtelputz- Pinselputz einfach selbst & günstig
Selbst ist der Putzer: Wie bringe ich einen Filzputz auf?
Nur diejenigen, die schon mal Putz auf die Wände gebracht haben, sollten sich an den Filzputz wagen, denn diese Arbeit ist nicht so einfach, wie sie aussieht und verlangt nach einiger Erfahrung in diesem Bereich.
Wer seine handwerklichen Fähigkeiten überschätzt, wird mit einem weniger schönen Bild belohnt werden. Daher sollten die eigenen Putzfertigkeiten realistisch betrachtet – und bei Zweifeln ein Handwerker herangezogen werden. Dazu gleich mehr.
Wer sich nun dafür entschieden hat, den Filzputz selbst herzustellen, braucht erst einmal einen Grundputz. Auf diesen wird der Filzputz aufgetragen und muss als nun vorhandener Oberputz ein wenig fest werden. Hier spricht der Fachmann vom „Ansteifen“. Dabei kommt alles auf das richtige Timing an, denn wenn der Oberputz zu flüssig ist, kann er nicht gefilzt werden. Ist er jedoch zu fest, ist die Bearbeitung nicht mehr möglich.
Ein wichtiger Test ist der leichte Druck mit dem Finger: Gibt der Filzputz dabei nach, ist er noch zu flüssig. Er soll nicht nachgeben, dennoch aber nicht fest sein. Je nach Luftfeuchtigkeit und aufgetragener Stärke des Putzes dauert es zwischen vier und sechs Stunden, bis die gewünschte Konsistenz vorhanden ist. Nun nutzt der Heimwerker einen Quast und feuchtet den Putz leicht an.
Danach kommt das Filzbrett zum Einsatz, welches in kreisenden Bewegungen über die Putzoberfläche geführt wird. Sobald die Oberfläche die Struktur angenommen hat, die erzielt werden sollte, wird das Filzen beendet. Es kann durchaus hilfreich sein, sich die Anwendung dieser Putzart auf einem Video anzuschauen und so herauszufinden, wie der ideale Verarbeitungszeitpunkt gefunden wird.
Natürlich ist diese Arbeit mit „learning by doing“ verbunden, doch wer möchte seine Wände schon immer wieder neu verputzen, nur weil der vorige Versuch wieder einmal misslungen ist? Eine gute Vorbereitung ist daher das A und O und sollte von denjenigen, die sich das erste Mal heranwagen, unbedingt berücksichtigt werden.
Filzputz an den Wänden: Was muss beachtet werden?
Ein Filzputz ist immer eine Putzart, die sich eher für den Innenbereich eignet. Eine Fassade oder überhaupt der Außenbereich ist für diese Putzvariante aufgrund der möglichen Rissbildung nicht anwendbar. Härtet der Filzputz aus, bilden sich Risse vor allem dadurch, dass der Oberputz hier härter ist als der Untergrund.
Die Bildung solcher Risse wird durch Umwelteinflüsse noch verstärkt: Schwanken Temperatur und Luftfeuchtigkeit, hat das Auswirkungen auf die bearbeiteten Oberflächen. Diesen Effekt kennen erfahrene Heimwerker nur zu gut, zeigt er sich doch auch bei sämtlichen Betonarbeiten oder beim Verlegen von Estrich.
Wer nun denkt, im Innenbereich könnten sich derartige Probleme nicht zeigen, der irrt, denn auch hier schwanken Temperatur und Luftfeuchtigkeit teilweise enorm. Außerdem ist das Fingerspitzengefühl des Heimwerkers gefragt: Die Arbeit mit dem Filzbrett darf nicht zu kurz und nicht zu lange dauern, denn wenn der Putz zu umfassend bearbeitet wird, kann das Bindemittel in großen Mengen an die Oberfläche gelangen.
Beide dürfen für ein optimales Ergebnis aber keinen Kontakt miteinander haben. Wenn möglich, sollten Sie die Technik unbedingt vor der wirklichen Anwendung an kleiner Stelle ausprobieren und so herausfinden, wie sich der Oberputz anfühlen muss, damit er wie gewünscht verarbeitet werden kann. Allerdings ist die Herausforderung auf größerer Fläche natürlich noch einmal eine andere.
Angefangen damit, dass die Trocknungszeiten hier länger sind, verhalten sich derartige Flächen auch anders. Laienhaft könnte man sagen, dass die Bewegungen andere als auf sehr kleinen Flächen sind, auch wenn natürlich keine sichtbaren Verschiebungen möglich sind. Aber alle Putzarten arbeiten und so ziehen sich auch Filzputzarten zusammen und dehnen sich aus.
Nun stellt sich die Frage, warum ein derartiger Aufwand betrieben werden soll, wenn es doch auch andere Putzarten gibt, die weitaus weniger anspruchsvoll und arbeitsintensiv sind. Die Antwort liefert ganz klar die erzielte Oberfläche, die wunderbar glatt und für alle weiteren Bearbeitungen offen ist.
Filzputz als Oberputz: Top oder Flop?
Wer die Bezeichnung Filz mit einem Stoff in Verbindung bringt, liegt an dieser Stelle völlig falsch, denn Filz kann auch ein Putz sein. Dabei ist das Filzen von Stoff sicherlich ein wenig leichter als die Anwendung des Putzes, der wahrlich Fingerspitzengefühl und Fachkenntnisse verlangt.
Auch wenn die im Handel erhältlichen Mischungen von Knauf oder anderen Herstellern wirklich hochwertig sind, so kann doch auch kein langjährig erfahrenes Unternehmen wie Knauf vor Ort sein und für ein Gelingen der Arbeiten sorgen. Filzputz darf, wie wir nun wissen, nicht zu fest und nicht zu flüssig sein.
Er muss lange genug ansteifen können, jedoch nicht zu lange. Er soll bei idealer Temperatur und guten Feuchtigkeitsverhältnissen im Innenbereich verarbeitet werden, hier aber am besten nur auf kleinen Flächen. Er muss bearbeitet werden – jedoch nicht so stark, dass das Bindemittel wieder an die Oberfläche gelangt.
Wer sich nun angesichts der Dinge, die berücksichtigt werden müssen, leicht überfordert fühlt, findet sich in guter Gesellschaft. Denn es wird allerorts angeraten, Filzputz nur vom Profi aufbringen zu lassen. Dieser Profi kann durchaus ein privater Heimwerker sein, der genügend Erfahrung im Verputzen von Wänden mitbringt – eine handwerkliche Ausbildung ist sicherlich nicht vonnöten. Hier macht es einfach die Erfahrung und das Gefühl, den richtigen Zeitpunkt für die weitere Verarbeitung von Unter- und Oberputz zu treffen.
Wer sich das nun selbst nicht zutraut und wirklich lieber den Profi ranlassen möchte, sollte sich im Internet nach verschiedenen Anbietern umsehen. Denn die Preise für derartige Arbeiten sind recht verschieden und es lohnt sich durchaus, mehrere Firmen um eine Angebotsabgabe zu bitten. Ein Kontakt ist schließlich noch längst kein Auftrag und so können Sie immer noch in Ruhe überlegen, welches Unternehmen Sie nun wirklich beauftragen wollen.
Bildnachweis:©Shutterstock-Titelbild:Yunava1 -#01: Alhim