Es gibt mehr als 750 Erdbienen-Arten weltweit. Allein in Deutschland sind 125 bekannt. Die meisten Menschen gehen davon aus, dass Bienen nicht im Boden nisten und erkennen sie nicht als solche. Aber das kann für sie gefährlich werden.
Das erwartet Sie in diesem Artikel:
- Erdbienen bauen ihre Nester bevorzugt im Boden:
- Erdbienen vs. Honigbienen – worin unterscheiden sie sich?
- Wie viele Erdbienen Arten gibt es?
- Welche Erdbienen bilden Symbiosen mit bestimmten Pflanzenarten?
- Das unterschiedliche Aussehen oligolektischer Erdbienen:
- Andrena viridescens – ein Zwerg unter den Sandbienen.
- Wildbienen – zu denen die Erdbienen zählen – stehen unter Artenschutz
- Warum leben Erdbienen gefährlich?
Erdbienen bauen ihre Nester bevorzugt im Boden
Erdbienen haben ihren Namen von ihren ungewöhnlichen Nistplätzen. Im Gegensatz zur Honigbiene bilden sie keine Bienenvölker, sondern leben bevorzugt im Erdreich als Einzelgänger. Sie werden deshalb auch Sandbienen genannt und gehören zur Gattung der Andrena. Eine Sandbiene baut vier bis zwanzig Nester indem sie eine Niströhre ins lockere Erdreich gräbt. Diese Niströhre endet in mehreren Nistkammern, den sogenannten Brutzellen.
In jede einzelne Nistkammer legt sie jeweils ein Ei. Diese Brutzellen werden von der weiblichen Biene versorgt. Im Gegensatz zur Honigbiene, bei der sich das gesamte Bienenvolk um die Aufzucht kümmert, versorgt die Erdbiene ihre Brutzellen komplett allein.
Erdbienen vs. Honigbienen: Worin unterscheiden sie sich?
Nicht nur die Optik ist unterschiedlich, auch die Lebensweise unterscheidet sich zwischen der Erd- und der Honigbiene. Bei den Erdbienen haben nur weibliche Tiere einen Stachel, dieser ist aber nur sehr schwach ausgeprägt. Der Stich einer Honigbiene ist sehr schmerzhaft. Die Sandbiene kann mit ihrem Stachel meist nicht einmal die menschliche Haut durchdringen. Männchen hingegen haben gar keinen Stachel. Die Grundfarbe der zur Gattung Andrena gehörenden Tiere differiert zwischen schwarz, schwarz-rot sowie ganz selten auch metallisch glänzend. Sandbienen sind häufig pelzig behaart, es gibt aber auch Arten die weniger behaart sind.
Honigbienen haben zur Nahrungssuche einen Aktionsradius von bis zu sieben Kilometern. Die solitär lebenden Sandbienen entfernen sich nur siebzig bis maximal fünfhundert Meter von ihren Nestern. Dadurch verringern sie die Gefahr, nicht mehr zu ihrem Nest zurückzukehren. Denn sie versorgen ihren Nachwuchs allein. Wenn sie sterben, stirbt auch die komplette Nachzucht.
Deshalb ist es auch so wichtig, diese Tiere nicht einfach zu töten, weil man sie mit einer stechenden Biene verwechselt.
Wie viele Erdbienen Arten gibt es?
Es gibt etwa 750 bekannte Arten weltweit, wovon ca. 125 allein in Deutschland angesiedelt sind. Etwa dreißig Prozent sind auf bestimmte Pflanzenarten spezialisiert und bilden mit diesen Pflanzen eine Symbiose. Das bedeutet, dass die Insekten den Nektar dieser Pflanzen zum Überleben benötigen. Die Pflanze ist auf die Bestäubung dieser Sandbiene angewiesen. Stirbt die Biene aus, kann sich auch die Pflanze nicht mehr vermehren.
Welche Erdbienen bilden Symbiosen mit bestimmten Pflanzenarten?
Bildet ein Insekt eine Symbiose mit einer bestimmten Pflanzenart, spricht man von Oligolektie. Ein Insekt wird als oligolektisch bezeichnet, wenn es ausschließlich die Pollen einer bestimmten Pflanze oder deren nah verwandter Pflanzenart sammelt, auch wenn es im Umkreis andere Pollen Pflanzen gibt.
Diese Erdbienen sind oligolektisch und auf folgende Pflanzen spezialisiert:
Pflanzenart | Andrena Arten | |||
---|---|---|---|---|
Apiaceae | Andrena nitidiuscula, Andrena nuptialis, Andrena pallitarsis, Andrena proxima, Andrena rosae, | |||
Asparagaceae | Andrena chrysopus, Andrena saxonica | |||
Asteraceae | Andrena denticulata, Andrena fulvago, Andrena humilis, Andrena polita, Andrena rhenana, Andrena taraxaci | |||
Bäume und Sträucher | Andrena ferox | |||
Boraginaceae | Andrena nasuta, Andrena symphyti | |||
Brassicaceae | Andrena agilissima, Andrena distinguenda, Andrena lagopus, Andrena niveata, Andrena suerinensis, Andrena tscheki | |||
Campanulaceae (Campanula) | Andrena curvungula, Andrena pandellei, Andrena paucisquama, Andrena rufizona, | |||
Cistaceae | Andrena granulosa | |||
Cucurbitaceae (Bryonia, Ecballium) | Andrena florea | |||
Dipsacaceae (Knautia, Scabiosa) | Andrena hattorfiana | |||
Dipsacaceae (Scabiosa) | Andrena marginata | |||
Ericaceae (Calluna, Erica) | Andrena fuscipes | |||
Ericaceae (Vaccinium) | Andrena lapponica | |||
Fabaceae | Andrena gelriae, Andrena intermedia, Andrena labialis, Andrena similis, Andrena wilkella | |||
Fabaceae (Chamaecytisus) | Andrena aberrans | |||
Fabaceae (Vicia, Lathyrus) | Andrena lath | |||
Plantaginaceae (Veronica) | Andrena viridescens | |||
Rosaceae (Potentilla, Fragaria) | Andrena potentillae | |||
Rosaceae (Potentilla) | ||||
Salicaceae (Salix) | Andrena apicata, Andrena clarkella, Andrena mitis, Andrena nycthemera, Andrena ruficrus, Andrena sericata, Andrena vaga, Andrena ventralis |
Das unterschiedliche Aussehen oligolektischer Erdbienen
Alle der genannten Sandbienen näher zu betrachten würde den Rahmen des Artikels sprengen. Deshalb werden beispielhaft folgende näher betrachtet:
Die Andrena Clarkella ist mit elf bis fünfzehn Millimetern etwa so groß wie eine Honigbiene, wirkt aber durch die Behaarung etwas breiter. Sie sind an der oberen Seite orange gefärbt, der Rest ist schwarz. Bei einigen ist die Oberseite grau statt orange. Männchen sind mit neun bis elf Millimetern kleiner und hellbraun behaart. Sie bildet eine Symbiose mit der Pflanze Salicaceae (Weide).
Diese Pollen dieser Pflanze sind ebenfalls die Nahrungsquelle von:
- Andrena mitis,
- Andrena nycthemera,
- Andrena ruficrus,
- Andrena sericata,
- Andrena vaga,
- Andrena ventralis
- und Andrena apicata.
Korbblütler, auch Asteraceae genannt, sind die bevorzugte Nahrungsquelle von:
- Andrena denticulata,
- Andrena fulvago,
- Andrena humilis,
- Andrena polita,
- Andrena rhenana und
- Andrena taraxaci.
Korbblütler wie:
- Löwenzahn
- Margeriten oder
- Habichtskraut
sind auf vielen einheimischen Wiesen zu finden. Innerhalb dieser Gruppe sind sich die Tiere recht ähnlich, vor allem die Männchen unterscheiden sich kaum. Sie sind mittelgroß und ähneln der Honigbiene durch die Binden am Hinterleib die deutlich breiter sind.
Mannstreu und wilde Möhren gehören zu den Doldengewächsen. Der wissenschaftliche Name ist Apeaceae. Diese Doldengewächse gehören auf den Speiseplan der:
- Andrena nitidiuscula,
- Andrena nuptialis,
- Andrena pallitarsis,
- Andrena proxima
- und Andrena rosae.
Die Andrena nuptialis wird auch als große Möhren-Sandbiene bezeichnet. Die Weibchen erreichen eine Körperlänge von zwölf bis vierzehn Millimetern und sind überwiegend hellbraun behaart. Am Gesicht und an der Seite sind sie schwarz. Die Haarbinden am Hinterleib stehen deutlich ab. Männchen werden elf bis dreizehn Millimeter lang und sind gelblich behaart. Diese Sandbienenart ist sehr selten und leider vom Aussterben bedroht.
Andrena viridescens: Ein Zwerg unter den Sandbienen
Sie wird häufig mit einer Flugameise verwechselt, weil sie so klein ist. Mit gerade einmal sechs bis acht Millimetern Gesamtlänge ist sie deutlich kleiner als ihre Verwandten. Aber noch nicht die kleinste Biene ihrer Art. Aber ebenso friedlich und ungefährlich. Der Körper ist schwach metallisch glänzend. Dadurch ist sie auch ganz gut zu unterscheiden von einer Ameise, da der metallische Glanz blaugrün ist. Am einfachsten ist die Unterscheidung durch die Blüte, mit der sie eine Symbiose bildet.
Sie holt ihren Nektar auf den Blüten des Ehrenpreises und wird deshalb auch als Ehrenpreis-Sandbiene bezeichnet. Die hübschen blauen Blüten sind leicht zu erkennen. Da die Insekten streng oligolektisch sind und ausschließlich den Ehrenpreis als Nahrung nutzen, sollte diese Pflanze unbedingt erhalten bleiben. Denn sonst ist auch das Überleben der Viridescens stark bedroht.
Wildbienen: Zu denen die Erdbienen zählen: Stehen unter Artenschutz
Die oligolektischen Arten bilden nur einen Teil der Andrena. Alle anderen ernähren sich polylektisch. Das bedeutet, dass sie sich nicht auf eine bestimmte Pflanze spezialisiert haben. Erdbienen stehen unter Artenschutz. Das liegt zum einen an dem immer knapper werdenden Lebensraum. Und zum anderen an den sich verändernden Umwelteinflüssen.
Auch wenn es die polyelektischen Bienen etwas leichter haben, da sie nicht auf eine Pflanzenart festgelegt sind, gilt der Artenschutz für alle Erdbienen. Denn der Insekten-Bestand hat sich dramatisch verringert. Sterben die bestäubenden Insekten aus, sterben auch unsere Pflanzen. Und dabei geht es nicht nur um Blumen, an deren Anblick wir uns erfreuen können. Auch alle anderen Pflanzen, die uns Menschen oder unseren Nutztieren als Nahrungsquelle dienen, können nicht überleben.
Die Rotbeinige Körbchen-Sandbiene hat den wissenschaftlichen Namen Andrena dorsata. Sie gehört zu denen, die sich polyelektisch ernähren. Ihre Größe befindet sich im Mittelfeld mit neun bis zehn Millimetern. Im Gegensatz zu einigen anderen wirkt diese eher schlank und länglich. Die Binden sind weiß, die Färbung rot-orange. Sie ist noch relativ häufig in unseren Gärten anzutreffen. Ich selbst habe sie auch schon bei der Gartenpflege gesehen.
Warum leben Erdbienen gefährlich?
Die umweltbedingten Einflüsse und Veränderungen sind verheerend für Insekten.
Vor allem durch die Verknappung des Nahrungsangebotes ist das Leben der Erdbienen gefährdet. Viele Bienen sind auf bestimmte Pflanzenarten
spezialisiert. Wird diese Pflanze aus ihrem Lebensraum entfernt, findet die Erdbiene nichts mehr zu fressen, kann die Nachkommen nicht versorgen und verhungert selbst. Zusätzlich ist das Insekt durch die Unwissenheit von uns Menschen in Gefahr.
Wenn eine Biene aus dem Boden herauskrabbelt und dann los fliegt wird sie oftmals nicht als Biene erkannt. Gerade die ganz kleinen Arten der Andrena ähneln eher einer Flugameise. Das ist zwar kein Grund sie zu töten, aber manche Menschen tun es trotzdem. Um die Tiere zu schützen und auch sich selbst, sollte man sich deshalb über diese Erdbewohner informieren.
Sie sind absolut harmlos und würden nicht einmal angreifen, wenn man in der Nähe ihres Nestes ist. Außerdem macht man sich strafbar, wenn man sie tötet oder verletzt. Wie bereits erwähnt stehen sie unter strengem Artenschutz. Für die Gartenpflege gibt es keinen größeren Gewinn als angesiedelte Wildbienen und andere bestäubende Insekten. Statt sich zu ärgern, sollte man sich freuen!
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1 Kommentar
Sehr toller Beitrag, wie ich finde. Ich habe heute vier Bienen entdeckt, diin meinem Garten auf der Erde herum krabbelten. Hier erhielt ich einige Infos. Danke dafür. LG aus Freital