Die Baukrisen in den Niederlanden und Belgien ähneln der Krise auf dem deutschen Wohnungsmarkt. Obwohl die Probleme unterschiedlich sind, bieten sie auch verschiedene Lösungsansätze. Dieser Artikel analysiert die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der drei Länder und präsentiert mögliche Strategien für das deutsche Krisenmanagement.
Inhaltsverzeichnis: Das erwartet Sie in diesem Artikel
Strom- und Wasserknappheit: Herausforderungen für die Bauwirtschaft in den Niederlanden
Die Baukrisen in Deutschland, den Niederlanden und Belgien wurden größtenteils durch die EZB-Leitzinsen ausgelöst. Während in Deutschland vor allem die Bürokratie und hohe Vorschriften die Genehmigungskonjunktur bremsen, sind in den Niederlanden zusätzliche Effekte wie Engpässe bei der Strom- und Trinkwasserinfrastruktur sowie die Überdüngungskrise zu beobachten. In Belgien hingegen könnte der deutlich gesenkte Mehrwertsteuersatz beim Ersatzwohnbau positive Auswirkungen haben.
Sowohl in den Niederlanden als auch in Deutschland beeinflussen institutionelle Unterschiede und politische Maßnahmen die Bauwirtschaft. In den Niederlanden sind die Stickstoffproblematik und die begrenzte Verfügbarkeit von Wasser- und Stromkapazitäten relevant, während in Deutschland hohe technische Mindestanforderungen und eine unvorhersehbare Förderpolitik den Neubau beeinträchtigen.
Genehmigungsverfahren dauern: Bürokratie und fehlende Digitalisierung bremsen Bauprojekte
In Deutschland sind es vor allem die umfangreiche Bürokratie und die hohe Anzahl an Vorschriften, die zu Verzögerungen bei der Genehmigung von Bauprojekten führen. Die fehlende Digitalisierung der Behörden verlangsamt die Verfahren, wodurch diese oft ein Jahr oder sogar länger dauern. Zudem sind die technischen Mindestanforderungen im Neubausektor sehr anspruchsvoll, was zu steigenden Baukosten führt. Die begrenzten Fördermaßnahmen des Bundes führen außerdem dazu, dass das verfügbare Kreditvolumen schnell aufgebraucht ist.
Die Investitionsrisiken im Neubau sind derzeit so hoch, dass die Mehrheit der Bauherren es scheut, diese einzugehen. Die ungünstigen Kreditkonditionen und die steigenden Baupreise belasten die Bauwirtschaft zusätzlich. Die strengen technischen Mindestanforderungen erschweren es, kostengünstig zu bauen und setzen die Bauunternehmen finanziell unter Druck. Diese Faktoren tragen zur aktuellen Krise auf dem deutschen Wohnungsmarkt bei.
Niederlande: Neues Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage
In den Niederlanden ist seit Ende 2021 ein Rückgang bei der Erteilung von Baugenehmigungen zu verzeichnen. Gleichzeitig steigt die Nachfrage nach Mietwohnungen, während die Nachfrage nach Eigenheimen abnimmt. Es zeichnet sich ein neues Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage auf dem Wohnungsmarkt ab. Investoren spielen eine wichtige Rolle bei der Finanzierung von Mietobjekten, was zu einer erhöhten Anzahl von kleinen Wohnungen mit höheren Mieten führt.
Weniger Baugenehmigungen in Belgien, aber positive Maßnahmen ergriffen
Auch in Belgien ist seit 2021 ein Rückgang der Genehmigungen für Bauvorhaben zu beobachten, wenn auch nicht in dem Ausmaß wie in den umliegenden Ländern. Eine positive Entwicklung stellt die Einführung eines niedrigeren Mehrwertsteuersatzes für den Abriss und Wiederaufbau von Häusern dar. Dies könnte neue Impulse für den Wohnungsbau in Belgien setzen. Gleichzeitig ist Bauland in Belgien knapp, da das Land sicherstellen will, dass bis 2040 keine weiteren Freiflächen für die Urbanisierung genutzt werden.
Gemeinsame Maßnahmen zur Belebung der Bauwirtschaften in drei Ländern
Die Baukrisen in Deutschland, den Niederlanden und Belgien zeigen, dass es keine einfache Lösung gibt, um die Herausforderungen in der Bauwirtschaft zu bewältigen. Jedes Land steht vor individuellen Problemen und hat unterschiedliche institutionelle Rahmenbedingungen. Dennoch besteht die Möglichkeit, durch den Austausch von Erfahrungen und das gemeinsame Suchen nach Lösungen die Bauwirtschaften wieder in Schwung zu bringen und den Wohnungsmarkt zu beleben.