BIM-Methoden: Größtes Kinderspital der Schweiz ist Vorzeigeprojekt für digitale Planung im Bauprozess

0

Der Neubau des in der Schweiz größten Spitals für die Versorgung von Kindern und Jugendlichen ist ein Vorzeigeprojekt und bedient sich BIM-Methoden. Die Ausführung wird ebenso über Open-BIM abgewickelt. Der Platz im Kinderspital am Standort Zürich-Hottingen reicht nicht mehr aus. Um kranke und verletzte Kinder auch künftig bestens behandeln zu können, entsteht der moderne Neubau in Zürich Lengg. Der Bezug ist für Herbst 2024 geplant.

Rundbau für Labor, Forschung und Lehre rundet ganzheitlich ab

Bereits in den 90-er Jahren beklagte man am bisherigen Spital-Standort in Zürich-Hottingen Platzprobleme. Die Zahl der Patienten ist weiter gestiegen und die Infrastruktur wird den hohen Standards nicht mehr gerecht. Bereits seit 2006 wurde ein Neubau der Trägerschaft geplant. Der erste Spatenstich musste bis 2018 warten. Der Entwurf des Basler Architekturbüros Herzog & de Meuron hat sich am Ende durchgesetzt. In Zusammenarbeit mit dem Generalplaner Gruner soll das Projekt bis 2024 realisiert werden. Kästli Bau ist dabei mit dem Sonnenschutz der Innenhöfe beauftragt. Im Süden entsteht das neue Spital und auf dem nördlichen Teil des Areals entsteht ein Rundbau für Labor, Forschung und Lehre. Der Neubau sieht eine Betreuung von nahezu 10.000 stationären Patienten vor.

Besondere Herausforderung durch den Einsatz von BIM-Methoden

Firmenchef Marc Kästli hatte bereits andere Projekte mit Herzog & de Meuron realisiert. Doch ihm war mit Start klar, dass die Herausforderung hier besonders sein würde. Alle Phasen der Planung werden über offene BIM-Standards abgewickelt. Das ist neu. Kästli erläutert: „Für die tägliche Arbeit meines Teams bedeutet das in erster Linie, dass alle Informationen über eine digitale Plattform ausgetauscht werden.“ Dort werden Protokolle, Pläne sowie Mängellisten zentral verwaltet. Sämtliche Masse werden vom System erfasst und für jeden Store eine Plandatei gespeichert. Da so viele Menschen am Projekt beteiligt sind, sei der Austausch der Daten oft schwerfällig. „Die Architektinnen, der Bauleiter und alle Fachplanerinnen bringen ihre Korrekturen ein, und erst wenn alles angepasst ist, entsteht der rechtsgültige Ausführungsplan“, so Marc Kästli. Die Monteure bringen diesen dann ausgedruckt auf die Baustelle.

BIM-Methoden: Rechtfertigung durch Komplexität und Qualitätsanspruch

Christian Kscheschinski, der für Gruner Generalplanung die Leitung beim Bau der Fassade des neuen Kinderspitals übernimmt, sagt: „Wir entscheiden für jedes Unternehmen individuell, mit welchem Digitalisierungsgrad die Ausführung auf der Baustelle begleitet wird.“ Er ergänzt: „Die Haustechnikplanung und die detaillierte Architekturplanung von Herzog & de Meuron wurde komplett im 3-D-Modell umgesetzt, um so beispielsweise Schnittstellen im Leichtbau zu koordinieren.“ Der aufwendige Einsatz von BIM-Methoden sei durch den Qualitätsanspruch sowie die Komplexität der Planung gerechtfertigt. Neben den klassischen Plänen komme das BIM-Modell auch auf der Baustelle zum Einsatz. Die Vorteile zeigen sich vor allem bei Gewerken, die viele verschiedene Teile bedürfen. Dies ist z.B. bei den Lüftungssystemen der Fall. Und bei allen ca. 3.000 Türen werde ein QR-Code angebracht. Alle Informationen wie Einbauzeitpunkt, elektronische Zuleitungen, Türtyp oder Mängel seien darüber abrufbar und stünden nicht nur während der Bauzeit, sondern auch später für das Facility Management zur Verfügung. „Mir als Bauleiter erleichtert das digitale Modell sogar die Orientierung und die Pendenzführung auf der Baustelle, weil jedes Objekt über eine zugewiesene Nummer verortet werden kann“, sagt Kscheschinski.

Sauberes Modell versus Baudreck

Laut Christian Kscheschinski können die Die Ansprüche an das Qualitätsmanagement auf einer Spitalbaustelle ohne BIM-Methoden kaum mehr eingehalten werden. Der komplexe Alltag auf einer Baustelle lasse sich gleichzeitig aber auch nicht komplett in einem 3-D-Modell abbilden. Im Gegensatz zu lauten Bohrern, Staub und Bautoleranzen einer Baustelle, finden sich im Modell millimetergenaue Abmessungen und aufgeräumte Leere. „Mit diesen Herausforderungen umzugehen und die Schnittstellen auf der Baustelle zu koordinieren, bleibt für mich und meine Kollegen vor allem beim Ausbau eine zentrale Aufgabe, etwa in Form von Begehungen oder wöchentlich vor Ort stattfindenden Bausitzungen“, so Kscheschinski.

Umkehrosmoseanlage: Anforderungen sind beim Bau mitzudenken

Sauberes Wasser ist in Krankenhäusern besonders wichtig. Es werden kranke und immungeschwächte Patienten behandelt und das Wasser muss demnach frei von Viren und Bakterien sein. Auf Grund der Vielfalt der Prozesse in einem derartigen Gebäudekomplex, wird die Osmose Wasserfilterung zu einer technischen Herausforderung. In der DIN EN 285 sind die Anforderungen zur Sterilisation von Operationsbecken festgelegt. Besonders wichtig: Das Wasser muss entsalzen sein. Auch darf die Leitfähigkeit 5 µS/cm nicht überschreiten. Hier wird die Umkehrosmoseanlage benötigt. Durch den Einsatz der Umkehrosmose und einer nachgeschalteten Elektro-Deionisierung (EDI) oder Mischbettpatronen kann eine hohe Reinheit des Wassers von weniger als 1 µS/cm erreicht werden. Die Anforderungen an die Integration einer solchen Anlage in das Klinikgeschehen sollten direkt bei der Bauplanung mitbedacht werden. Auch für Labore spielt die Umkehrosmose eine Rolle. In nahezu allen Laborbereichen wird Reinstwasser benötigt. Ein Osmose Wasserfilter ist daher auch hier unerlässlich. Je nach benötigter Reinheit des Wassers, sind spezielle Anlagen nötig. So gibt es z.B. Deionisation oder Elektrodeionisation.

Welchen Einfluss hat digitale Verfügbarkeit?

Marc Kästli beschäftigt neben der sich verändernden Arbeitsweise auch der Gedanke, welchen Einfluss die digitale Verfügbarkeit der Daten auf seine Produkte hat. So fragt er sich, wer Zugriff auf die gründlich erarbeiteten Details hat und wie sich neue Entwicklungen schützen lassen. Die Daten und Masse, die in der digitalen Planung gespeichert sind, seien dabei nur ein Teil der Innovation. Kästli führt aus: „Bei uns hat das Handwerk im Entwicklungsprozess einen hohen Stellenwert. Und es wird in der Manufaktur von Person zu Person weitergegeben.“

Lassen Sie eine Antwort hier