Modische Trends wechseln jährlich, oft sogar nur im Rhythmus der Jahreszeiten. Was für Kleidung und Schuhe gilt, ist bei Küchentrends nicht viel anders. Allerdings gibt es einen Unterschied: Bei der Küchengestaltung legt man sich in der Regel für viele Jahre fest.
Küchentrends sollten aus Kundensicht mehrere Jahre aktuell bleiben
Damit man nicht dem allgemeinen Küchentrend der kommenden Jahre hinterherläuft, ist etwas Weitsicht und Gelassenheit angesagt. Nicht jeder kurzlebige Trend kann sich durchsetzen. Trotzdem möchte man nach Möglichkeit seine Kücheneinrichtung so gestalten, dass die teure Anschaffung auch noch in zwei, fünf oder sieben Jahren nicht veraltet und völlig absurd aussieht.
Bedenkt man, dass angesichts der hohen Anschaffungspreise für die Kücheneinrichtung viele Menschen nur alle zehn Jahre (einige sogar noch seltener) über eine neue Küche nachdenken, ist das keine einfache Aufgabe. Allerdings muss es auch nicht immer eine Neuanschaffung sein, denn heutzutage lässt sich die Küchengestaltung bei Renovierungsmaßnahmen clever mit vergleichsweise wenig Aufwand erneuern.
Schauen wir uns aber zunächst ein paar Zahlen an, die verdeutlichen, über welche Maßstäbe wir sprechen.
- Marktvolumen insgesamt für Küchen inkl. Elektrogeräte (2016): 9,5 Milliarden Euro
- Marktvolumen nur für Küchenmöbel (ohne E-Geräte) (2016): 5,7 Milliarden Euro
- Marktführer: Ikea, XXXLutz-Gruppe, Porta, Höffner
- Jahresumsatz mit Küchen von Ikea: ca. 500 Millionen Euro
Der zu verteilende Kuchen ist also sehr groß und es ist kein Wunder, dass die Einrichtungshäuser ihren Kunden mit immer neuen Küchentrends und Designideen die Entscheidung schmackhaft machen möchten. Gerade der Anteil der Designküchen hat in den vergangenen Jahren stark zugenommen.
Designküchen präsentieren neue Küchentrends mit ungewöhnlichen Oberflächen
Wer sich moderne Designküchen ansieht, stellt fest, dass die klassischen Materialien, die man bei Küchenfronten, Arbeitsplatten und Geräten erwartet, mittlerweile durch sehr ungewöhnliche Baustoffe ersetzt wurden. Natürlich ist das immer auch eine Frage des Geldbeutels, denn manche Oberflächen sind teurer als andere. Dennoch setzt sich der Küchentrend zu ungewöhnlicher Materialwahl weiter durch.
Insbesondere vier Materialien werden dabei bevorzugt gewählt:
- Marmor
- gehärtetes Glas
- Beton
- Keramik
Das klingt auf den ersten Blick ungewöhnlich, denn Keramik vermutet man eher im Bad und Beton im Keller. Aber auf den zweiten Blick macht die Verwendung bei den aktuellen Küchentrends durchaus Sinn. So zeichnet sich das klassische Marmor nicht nur durch eine sehr hochwertige Optik aus, die längst nicht mehr nur bei der Arbeitsplatte eingesetzt werden kann. Oberflächen mit gehärtetem Glas verleihen der gesamten Küche ein glänzendes Finish und können in Verbindung mit einer abgestimmten Beleuchtung tolle Farbeffekte erzeugen. Außerdem ist die Glasoberfläche sehr unempfindlich gegen Kratzer und lässt sich vom hygienischen Standpunkt her gut pflegen.
Auch Beton ist sehr unempfindlich gegen Kratzer und Hitze. Zudem lässt es sich ebenfalls gut reinigen. Je nach Einsatz dieses Materials kann man wahlweise eine robuste Industrieoptik ebenso umsetzen wie eine moderne Arthouse-Eleganz. Zu guter Letzt kann die Keramik durch ihre Vielfalt an gestalterischen Möglichkeiten punkten.
Die sehr hochwertige Optik der Oberflächen wird nur durch ihre pflegeleichten Eigenschaften übertroffen, da Keramik keine Poren aufweist. Die Verwendung derartiger Materialien ist aber in erster Linie den Designküchen vorbehalten. In Landhausküchen kommen nach wie vor klassische Oberflächen aus Holz bei den Küchenfronten und Arbeitsplatten zum Einsatz. Aber natürlich lassen sich auch die Landhausküchen durch eine gekonnte Farbgestaltung vom Einheitsbrei abheben.
Welche Farben prägen die Küchentrends dieses Jahr?
Die Farbgebung von Küchen ist immer eine schwierige Frage. In einer Zeit, in der offene Küchenbereiche immer mehr mit dem Wohnbereich verschmelzen, ist dies umso wichtiger, denn eine solche Küche muss sich natürlich auch langfristig mit der restlichen Gestaltung der Inneneinrichtung vertragen – sowohl farblich als auch von den gewählten Materialien her. Schon in den vergangenen Jahren waren die Küchentrends für die Farbgebung nicht mehr schwerpunktmäßig auf die knalligen Farbtöne der Vergangenheit ausgerichtet.
Zwar gibt es immer noch tolle Küchen, die man in bonbonhaften, intensiven Farben wie Rot, Gelb oder Blau gestalten kann, aber zumindest in der Absetzung von Farbakzenten werden dunkle Farben und Naturtöne beim aktuellen Küchentrend immer öfter gesehen. Obwohl natürliche Farben wieder beliebter werden, fällt eine Dominanz an eher dunklen Farbtönen auf, die Grau, Braun und sogar Schwarz umfassen. Das mag aber auch damit zusammenhängen, dass sie bei einigen der neuen Materialien besonders gut zur Geltung kommen.
Wer sich weder für das eine noch das andere entscheiden mag, der kann beispielsweise die Oberflächen der Küchenfronten weitgehend in einer knalligen Farbe wie Rot gestalten und den Rest (Rahmen, Griffe, Arbeitsplatten etc.) in einem deutlichen Kontrast mit Schwarz absetzen. Immer wichtiger wird dabei auch die Beleuchtung, denn moderne LED-Beleuchtungskonzepte können in der Küche wahre Wunder bewirken. Die richtige Ausleuchtung kann den Unterschied machen zwischen „stimmig und gemütlich“ und „zu viel des Guten“ bei der Farbwahl. Wer sich so gar nicht mit den dunklen Farbtönen anfreunden kann, ist übrigens in guter Gesellschaft.
Der Großteil der Deutschen bevorzugt auch bei den aktuellen Küchentrends eher helle Farben, die insbesondere in kleinen Räumen den Vorteil haben, sie optisch vergrößern zu können. Denn Küchentrend hin oder her: Die räumlichen Gegebenheiten muss man bei der Kücheneinrichtung natürlich immer beachten. Wenn es dann also nicht so knallig wie im Pop-Art-Style oder in einem amerikanischen Diner der 1950er zugehen soll, empfehlen sich Pastellfarben. Diese sind als allgemeiner Küchentrend wirklich im Kommen.
Von Pastelltönen spricht man immer dann, wenn starke Grundfarben mit einem relativ hohen Anteil an Weiß abgemischt werden. Von leichten Beige- und Eierschaltönen über frische Frühlingsfarben wie Rosa oder Türkis bis hin zu dunkleren Herbsttönen mit Braun und Grau lässt sich quasi die gesamte Farbpalette auch in Pastelltönen darstellen. So kann man Landhausküchen trotz ihrer rustikalen Gesamtkonzeption und den traditionellen Materialien im Handumdrehen in eine moderne Kochlandschaft verwandeln, die keineswegs altbacken aussieht.
Dies ist übrigens auch ein Tipp für all diejenigen, die sich keine neuen Küchen anschaffen möchten oder können und nur über eine neue Farbgestaltung nachdenken. Ob mit Pinsel und Farbroller (oder professionell mit der Sprühpistole) oder über die Verwendung von selbstklebenden Dekorfolien: Auch bei der Renovierung kann man mit kleinem Budget den aktuellen Küchentrend abbilden.
Küchentrend Wohnküche: Gemütlichkeit und Funktionalität
Die üblichen Raumstrukturen, nach denen Küche und restliche Wohnung optisch wie funktionell getrennt waren, sind längst vorbei. Und wenn wir ehrlich sind, ist das auch eigentlich nichts Neues mehr – denn schon immer spielte sich in vielen deutschen Haushalten das echte Leben vor allem in der Küche ab. Wer kennt nicht den Spruch, dass eine gute Party immer in der Küche endet?
Heute muss man sich nicht mehr entscheiden, in welchem Raum man die Gäste empfängt, denn moderne Wohnküchenkonzepte mit freistehenden Kücheninseln, Bartresen und einer komfortablen Einrichtung machen den Aufenthalt in der Küche ebenso angenehm wie im Wohnzimmer auf der Couch. Immer häufiger stimmen die Bewohner ihre Möbel aus dem Wohnbereich mit der Küchengestaltung ab, so dass ein geschmackvolles Gesamtkonzept entsteht.
Bei aller Liebe zum Küchentrend ist die Funktionalität aber nicht zu vernachlässigen. Wer in der Küche arbeitet und kocht, möchte möglichst praktische Schränke und Schubladen, die trotz der bequemen Wohnoptik auch die erforderliche Effizienz bieten. Wird nicht gekocht, sollten aber Geräte und Kochutensilien aus dem Blickfeld verschwinden und der gemütlichen Wohnoptik Rechnung tragen. Entspannung bedeutet auch, dass man nicht ständig an die Arbeit erinnert wird.
Die Technik bestimmt den aktuellen Küchentrend zu mehr Elektronik
Wer glaubt, dass nur bei der Beleuchtung und bei den Küchengeräten Elektrik zum Einsatz kommt, irrt. Moderne Küchen verfügen über immer mehr elektronische Gadgets, die manchmal eher Spielerei als funktional sind, aber bisweilen sind sie auch sehr praktisch. Sehr beliebt sind zum Beispiel Rollladenschränke, die die gewöhnlichen Küchenfronten ergänzen oder gar ersetzen können. Diese lassen sich natürlich bestens elektronisch antreiben und steuern.
Die Anwesenheit von Flachbildschirmen, Smarthome-Kühlschränken und anderer Technik ist ohnehin längst keine Ausnahme mehr. Der klassische Dunstabzug weicht ebenfalls immer häufiger den modernen Designlösungen, bei denen Abluftsysteme in die Arbeitsflächen integriert werden und die entstehenden Dämpfe und Gerüche direkt nach unten absaugen. Dies ist insbesondere bei Kücheninseln von Vorteil, bei denen man nicht oder nur mit großem Aufwand eine klassische Dunstesse installieren könnte.
Die größten Veränderungen gibt es aber sicherlich bei der Beleuchtung. Der Küchentrend geht von der reinen Ausleuchtung der Arbeitsflächen hin zur punktuellen Akzentuierung bestimmter Bereiche, die sich stimmig in ein Gesamtkonzept einfügen lässt – insbesondere in Küchen, die sich mit dem Wohnbereich überschneiden. Tatsächlich gilt die Beleuchtung als ein wesentliches Merkmal bei der Ausgestaltung moderner Küchen. Sogenannte schwebende Komponenten lassen sich beispielsweise dadurch andeuten, dass man LEDs bestimmte Bereiche indirekt beleuchten lässt.
So kann man etwa eine Kücheninsel durch die Ausleuchtung des Küchensockels optisch ebenso „schweben“ lassen wie die Arbeitsplatte, bei der man den Rand zum Schrank hin beleuchtet. Größter Vorteil der modernen Beleuchtungskonzepte sind jedoch sicher die Möglichkeiten zur freien Wahl von Farbe und Helligkeit, mit der man die Lichter je nach Bedarf anpassen kann. Arbeitet man konzentriert, kann man das reinweiße Arbeitslicht nutzen, das die Küche komplett erhellt.
Zum gemütlichen Beisammensein dimmt man das Licht und setzt Akzente auf die Bereiche, in denen die Gäste am Tresen sitzen. Das gemeinsame Essen kann dann mit einer weiteren Beleuchtungsvariante eingenommen werden.
Fazit: Die Küchentrends ändern sich bei Material- und Farbwahl
Der Stillstand der vergangenen Jahre beim Küchentrend scheint endgültig vorbei zu sein. Die knalligen Farben sind zwar immer noch nicht unmodern und werden nach wie vor gerne gekauft, lassen sich aber zunehmend durch dunklere Akzentuierung und Kontraste farblich von der restlichen Einrichtung absetzen.
Besonderes Augenmerk sollte auf die Materialwahl gelegt werden, denn sie ist neben der Beleuchtung und der Einbeziehung moderner Technik der vermutlich wichtigste Punkt bei den aktuellen Küchentrends. Im Kommen sind zudem Pastellfarben für all diejenigen, die sich mit den Extremen bei der Farbwahl nicht anfreunden können.
Bildnachweis:©Shutterstock-Titelbild: PlusONE -#01: AndjeiV -#02: _ ImageFlow -#03: PinkyWinky -#04: Tr1sha -#05: ArchiVIZ