Städtebau im Wandel der Zeit

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Städtebau ist umfassender als die reine Architektur von Gebäuden. Eine intelligente Stadtplanung ist ein wichtiges Forschungsgebiet und kann im günstigen Fall den Alltag von Millionen Menschen dramatisch verbessern. Vorgestellt werden spannende Beispiele aus den Metropolen der Welt.

Städtebau: Glückliche Menschen dank guter Stadtplanung?

Eine menschliche Architektur und ein Städtebau, der sich an den Bedürfnissen der Bürger ausrichtet, sollte Ziel aller Verantwortlichen sein. Wie unterschiedlich Architekten und Politiker Städte planen, wird hier vorgestellt.

  • Wie kann guter Städtebau Menschen helfen?
  • Architektur wird überschätzt
  • Städtebau: Beispiele aus dem 19. bis 21. Jahrhundert
  • Wie sieht die digitale Stadt der Zukunft aus?

Heutiger Städtebau orientiert sich stärker an ökologischen Gesichtspunkten

Weg vom PKW und hin zu einem besseren öffentlichen Personennahverkehr. Das ist ein ganz zentrales Motiv moderner Stadtplanung in unseren Breiten und ein Forschungsgebiet für Planer in unseren Städten. Damit verabschiedet man sich gleichzeitig von der „autogerechten Stadt“ und einer Trennung der Funktion von Arbeiten und Wohnen.

Diese früheren städtebaulichen Ziele der Charta von Athen aus dem Jahre 1933 gehören längst der Vergangenheit an. Guter Städtebau im 21. Jahrhundert muss vielmehr versuchen, die auf der ganzen Welt wachsenden Metropolen bewohnbarer zu machen. Um das Ziel zu erreichen, müssen Städter „grüner“ werden und die Bereiche Leben und Arbeiten zusammenwachsen.

Höher Bauen und weniger natürliche Flächen zerstören

Das funktioniert nicht mit einer starken individuellen Motorisierung, weil die Straßen jetzt schon überfüllt und die Menschen einer anhaltend hohen Belastung durch Stickoxide ausgesetzt sind. Ziel sollte sein, die wenigen verbliebenen ökologischen Flächen zu erhalten und trotzdem zu wachsen. Das hilft den Menschen am besten, den Belastungen der Großstadt zu trotzen mit ihrem Lärm und der Überfüllung.

Brauchen wenig Platz: Hochhäuser mit Wohnungen

Das können auch Hochhäuser sein, die einen geringeren Flächenverbrauch haben. Auf die stetig wachsenden Metropolen in Deutschland, Europa und der Welt müssen Stadtplaner jedenfalls eine realistische Lösung finden.

Wie es nicht geht, zeigen die städtebaulichen Konzepte der 60er und 70er Jahre mit ihren monotonen Großraumsiedlungen. Oft weitab vom Zentrum gelegen und nur mit dem Auto gut zu erreichen. Heutzutage nicht selten ein Hort von Kriminalität und von Bürgern unterer Einkommensschichten bewohnt.

Das muss ein Städtebau des 21. Jahrhunderts bieten:

  • kurze Wege (Arbeit, Wohnen, Einkaufen) für alle Bewohner
  • nötig ist ein gut ausgebauter öffentlicher Personennahverkehr
  • intelligent geplante Wohnungsgrößen mit ausreichend Grünflächen
  • eine gute digitale Infrastruktur (öffentliches WLAN, schnelles Internet)

Video: Teure Mieten: Die neue Wohnungsnot | WDR Doku

Städtebau: Architektur wird überschätzt

Die Oper in Sydney oder der Eiffelturm: Es gibt natürlich Gebäude, welche Menschen auf der ganzen Welt begeistern. Für einen guten Städtebau ist die individuelle Gestaltung von Gebäuden aber weniger wichtig. Ob ein Viertel lebendig wird und den Bedürfnissen der Menschen gerecht wird, hängt nicht mit schönen Häusern zusammen.

Da ist menschliche Stadtplanung gefragt: Das Zusammenspiel von öffentlichem Raum und privat genutzten Wohnungen. Der Aufenthalt für die Bürger muss so angenehm wie möglich sein. Das betrifft Fragen der Infrastruktur (Angebot an Supermärkten, Cafés, Restaurants, Bars), des Verkehrs aber auch der wirtschaftlichen Bedingungen ihrer Bewohner. Wenn sich nur noch wenige Gutverdiener die Innenstädte leisten können, veröden ganze Viertel. Belebte Quartiere für alle Einkommensschichten zu entwerfen, darauf kommt es an.

Ausgewählte Adressen zu Stadtplanung & Co.

Menschliche Stadtplanung in der Zukunft. Wie wollen wir in 20 Jahren leben und was für Konzepte gibt es heute schon. Zu diesen wichtigen Fragen zum Städtebau im Wandel der Zeit kann man sich weitergehender informieren. Anbei ausgewählte Adressen zum Thema Stadtplanung.

Deutscher Verband für Wohnungswesen, Städtebau und Raumordnung e. V.
Littenstraße 10
10179 Berlin
info(at)deutscher-verband.org

Telefon:+49(0)30-2061-325-0
Webseite http://www.deutscher-verband.org/

Preisgekrönten Städtebau des 21. Jahrhunderts zeigt die folgende Webseite der Deutschen Akademie für Städtebau und Landesplanung. So bewältigen Städteplaner die Herausforderungen unserer Zeit. Nicht immer findet das uneingeschränkte Zustimmung, aber umso spannender sind die Debatten über das Thema.

Deutsche Akademie für Städtebau und Landesplanung e.V
Bundesgeschäftsstelle

Schicklerstr. 5-7, 10179 Berlin
Telefon : 030 / 230822-31
Fax : 030 / 230822-32

E-Mail : info@dasl.dehttps://staedtebaupreis.de/

Das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung veranstaltet sogar einen eigenen „Tag der Städtebauförderung“. Anhand diverser Beispiele aus den Regionen wird deutlich, was Stadtplanung leisten kann und wie die Bürger davon profitieren.

Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR)
Deichmanns Aue 31-37
53179 Bonn
E-Mail: zentrale@bbr.bund.de
De-Mail: zentrale@bbr.de-mail.de

Webseite Tag der Städtebauförderung

Wie der Städtebau im Wandel der Zeit aussieht, wird mit drei typischen Beispielen verdeutlicht. Mit Weltstädten des 19., 20. und 21. Jahrhunderts. Nämlich Paris, New York und Dubai.

Städtebau des 19. Jahrhunderts am Beispiel Paris

Wie Stadtplanung funktionieren kann, zeigt das Beispiel der französischen Hauptstadt Paris. Georges-Eugène Haussmann (1809-1891) prägte die Seine-Metropole mit seiner Umgestaltung. Die weltberühmten Boulevards mit ihrem prallen Leben gehen auf seine Ideen zurück. Alleine der nach ihm benannte Boulevard Haussmann zieht sich kilometerlang durch die Innenstadt. Klassischer Urbanismus, der im Laufe der Jahre noch durch die entstehenden Untergrundbahnen perfektioniert wurde. Die erste Linie eröffnete 1900, also zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts.

Das Konzept von Haussmann: Die Architektur hat sich dem Städtebau unterzuordnen. Auch Monumente haben sich daran zu halten. Es gibt Sichtachsen, die ein monumentales Gesamtbild ermöglichen. Gerade die von Haussmann vorgegebenen exakten Bauvorschriften über Ausführung, Höhe und Geschosszahl sorgen dafür, dass Paris noch heute ein einheitliches Stadtbild besitzt, was auf viele Menschen anziehend wirkt. Die perfekte Bürgerstadt des 19. Jahrhunderts und damals das Vorbild für zeitgemäßen Städtebau, wie ihn auch Orte wie Budapest zeigen. Das Entwerfen dieses perfekten Stadtbildes von Paris fand also Nachahmer im späten 19. Jahrhundert.

Städtebau des 20. Jahrhunderts in New York

New York und vor allem das auf einer Insel gelegene Zentrum Manhattan stehen für den Drang in den Himmel. Schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts wuchsen diese Giganten in die Lüfte. Städtebaulich notwendig aufgrund der Enge von Manhattan (20 Kilometer lang und nur 4 Kilometer breit), aber auch zum Zwecke der Repräsentation. Eine simple Erfindung gab den Startschuss: Der Aufzug! Erst danach konnten die Menschen solche Gebäude auch bewohnen. Heute besitzt New York die höchste Dichte an Wolkenkratzern weltweit. Das bekannteste ist sicherlich das Empire State Building von 1931, wo schon King Kong im Spielfilm Flugzeuge attackierte.

Während Paris also in die Breite ging und höchstens den Eiffelturm als Dominante nutzte, ging die Weltstadt am Hudson River in die Höhe. Genauso wie zahlreiche andere Städte der Neuen Welt, auch Chicago oder kanadische Städte wie Toronto und Vancouver sind berühmt für ihre Wolkenkratzer. Eines verbindet New York mit Paris: Die große Dichte der Bebauung und die einmalige Lebendigkeit mit kulturellen wie kulinarischen Highlights. Kinos, Theater, Oper, Ballett gehören genauso zum Stadtbild wie Restaurants und Bars in unüberschaubarer Vielfalt.

Übrigens: Einen städtebaulichen Kontrapunkt zu New York an der Ostküste setzt die Stadt Los Angeles mit ihrem Meer an Einfamilienhäusern unter südkalifornischer Sonne. In dieser Mega-Metropole wurde das Ideal der autogerechten Stadt der 50er und 60er Jahre weitgehend verwirklicht. Aber auch hier kommt man an die vorhin beschriebenen Grenzen. Strenge Abgasrichtlinien und der Ausbau des öffentlichen Verkehrs (U-Bahnen und Schnellbusse) sind auch in Los Angeles längst Alltag. Der Städtebau im Wandel der Zeit macht also auch vor der Autostadt in Kalifornien nicht halt.

Städtebau des 21. Jahrhunderts in Dubai

Dubai als Stadt, die in den letzten 25 Jahren aus der Wüste gestampft wurde, bildet eine völlig neue Art zum Leben. Breite Straßen sowie unzählige hohe Gebäude, die auf viel Platz in den Himmel stoßen. Es gibt wenig Aufenthaltsqualität. Das Leben findet meist in klimatisierten Räumen statt. Es gibt nur eine kleine orientalische Altstadt, wo sich auch Touristen gerne aufhalten. Die Wüste ist eine eigene Attraktion, welche aber meist nur im Jeep mit Klimaanlage genossen wird.

Dubai ist ein echter Gegenpol zu New York oder Paris und vielen anderen Millionenstädten. Erst moderne Technik und Infrastruktur (Klimaanlagen wie Straßen/Flughäfen) ermöglichten den Aufstieg von Dubai und sorgen für Lebensqualität in dieser menschenfeindlichen Umgebung. Der Städtebau ordnet sich dem Verkehr und der Hitze unter, aber selbst in dieser Stadt gigantisch hohen Energieverbrauchs wird immer mehr auf Nachhaltigkeit gesetzt. So gewinnt die Sonnenenergie an Bedeutung, was ja naheliegend ist. Auch das Wachstum in dieser „modernsten Stadt der Welt“ kommt an ihre Grenzen. Es dürfte spannend sein, die weitere städtebauliche Entwicklung dieser Megacity zu beobachten.

Das Internet und die damit verbundenen Entwicklungen zu einer smarten City werden sich weder hier auf der arabischen Halbinsel noch in anderen Metropolen aufhalten lassen. Aus diesem Grund einen kurzen Ausblick auf das Thema Stadt und Städtebau in den nächsten Jahren.

Die digitale Stadt der Zukunft wird auch den Städtebau prägen

Alles ist digital und wir vernetzen uns immer stärker. Ziel ist eine bessere Effizienz und eine Ressourcenschonung durch eine gut ausgebaute digitale Infrastruktur. Die sogenannten „Smart Cities“ nehmen Realität an und die Stadtplanung muss sich damit auseinandersetzen. Die Kommunikation wird immer digitaler und auch die Art, wie wir wohnen und arbeiten. Auch die Verwaltungen der Städte haben die Online-Kommunikation entdeckt, vieles kann ohne Behördengänge realisiert werden.

Was für Konsequenzen hat diese Digitalisierung auf den Urbanismus? Eine positive Aussicht wäre mehr Transparenz bei politischen Entscheidungen und eine Vereinfachung des Alltags durch umfassende digitale Vernetzung. Negative könnten ein Übermaß an Überwachung darstellen und ein Zurückziehen in die Privatsphäre. Schon heute sorgt der Online-Handel dafür, dass viele Innenstädte veröden, weil Kunden bequem ihre Waren zuhause im Internet bestellen. Darauf muss die moderne Stadtplanung Antworten finden, da reicht es nicht aus, eine schöne Architektur in die Zentren hinzustellen. Denn egal, wohin die Reise geht: Guter Städtebau sollte immer das Ziel haben, das Leben der Menschen zu verbessern. Im 19. Jahrhundert genauso wie in unserer Zeit.


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