Der Mensch von heute verbringt zu viel Zeit im Sitzen. Darum sollten die Arbeitsplätze möglichst ergonomisch gestaltet sein. Die folgenden Tipps regen zum Umdenken an.
Inhaltsverzeichnis: Das erwartet Sie in diesem Artikel
Wie wichtig ergonomische Sitzmöbel sind
Das moderne Arbeitsleben führt dazu, dass wir viele Stunden täglich am Schreibtisch sitzen. Hinzu kommt die Sitz-Zeit auf der Couch, im Auto und bei diversen Veranstaltungen. Eine britische Studie der Loughborough Universität hat gezeigt, dass Büroangestellte durchschnittlich 5:41 Stunden pro Tag am Schreibtisch sitzen. Das ist deutlich zu viel, vor allem wenn man bedenkt, dass viele Menschen sich auch außerhalb dieser Zeit zu wenig bewegen.
Durch das lange Sitzen und die nicht ausreichenden Aktivitäten verschlechtert sich nicht nur die körperliche Gesundheit, sondern auch das emotionale Befinden. Aus diesem Grund sind ergonomische Arbeitsplätze extrem wichtig. Mittlerweile gibt es genaue Vorschriften hierzu, doch in der Praxis geht es trotzdem eher einheitlich zu. Die Standardmöbel entsprechen zwar den Bestimmungen, doch sie wirken uniform und bieten wenig Abwechslung.
Grundlegendes zur Ergonomie
Das Wort Ergonomie stammt aus dem Griechischen. „Ergon“ bedeutet Arbeit, „Nomos“ steht für Gesetz oder Regel. Es geht also um die Regulierung der Arbeit. Die eigentliche Definition von Ergonomie bezieht sich auf die Schaffung von optimalen Umgebungsbedingungen bei der Arbeit. Auf diese Weise soll die körperliche und mentale Gesundheit der Arbeitnehmer geschützt und gefördert werden.
Zu den wichtigen Ausstattungsmerkmalen eines ergonomischen Arbeitsplatzes gehört die Möblierung: Schreibtisch und Bürostuhl übernehmen hier die Hauptrollen. Es werden aber auch weitere Geräte sowie die Beleuchtung mit einbezogen. Im weiteren Sinne umfasst die Ergonomie auch das Umfeld, also die Arbeitsorganisation, die gängigen Prozesse und Strukturen sowie die spezifischen Arbeitsinhalte.
Clevere Arbeitgeber wissen, wie wichtig eine gute Atmosphäre im Büro ist. Wenn ihre Mitarbeiter einen maßgeschneiderten, ergonomischen Büroarbeitsplatz haben, sind sie motivierter und leistungsfähiger. Das gelingt besonders gut in harmonisch eingerichteten Büros. Eine schöne Bürowelt mit Wohlfühl-Atmosphäre ist also die Grundlage für gesunde, zufriedene Angestellte, die Spaß an ihrer Arbeit haben.
Die ergonomischen Richtlinien
Eine ungesunde Haltung, zu lange Arbeitszeiten und ungünstige Prozesse können Mitarbeiter auf Dauer schwächen. Darum gelten bestimmte Gesetze, die genau einzuhalten sind.
Die Bestimmungen für Arbeitgeber den präventiven Schutz der Mitarbeiter betreffend sind vor allem in den folgenden Vorlagen nachzulesen:
- Arbeitsstättenverordnung,
- Arbeitsschutzgesetz,
- Bildschirmarbeitsverordnung.
Einige Normen beziehen sich speziell auf Bildschirmarbeitsplätze, andere konzentrieren sich auf die ergonomischen Grundlagen hinsichtlich der psychischen Belastung. Konkret geht es darum, dass die Arbeitsplätze perfekt auf die Bedürfnisse der Angestellten angepasst werden können. Das heißt, dass Schreibtisch, Bürostuhl und Bildschirm so abgestimmt sind, dass Mitarbeiter beim aufrechten Sitzen auf den Monitor sehen kann, ohne Gefahr zu laufen, Rückenschmerzen oder Schulterverspannungen zu erleiden.
Die Bedeutung des Bürodrehstuhls
Ein ergonomischer Bürostuhl sorgt dafür, dass der Körper sich auch bei längerem Sitzen nicht verkrampft. Die Sitzfläche lässt sich auf die ideale Höhe bringen, die zwischen 42 und 53 cm liegt. Zudem ermöglichen moderne Bürostühle das dynamische Sitzen. Dies wirkt sich auf die Stärkung der Muskulatur aus und regt zugleich die Blutzirkulation an. Schon seit längerer Zeit achten die Berufsgenossenschaften verstärkt auf die ergonomische Einrichtung des Arbeitsplatzes, denn auf ihren Schreibtischen landen schließlich die Ansprüche der Arbeitnehmer, die aufgrund der Bildschirmarbeit über eine Schädigung der Wirbelsäule klagen.
Wichtige Elemente beim Drehstuhl sind eine höhenverstellbare und kippbare Rückenlehne inklusive Lordosenstütze. Die Lehne reicht im besten Fall bis zur Unterseite der Schulterblätter. Ein ergonomischer Schreibtischstuhl in guter Qualität ist nicht günstig, doch die Anschaffung lohnt – schließlich geht es ja auch um die Gesunderhaltung der Mitarbeiter. Auch für das Home-Office ist der Kauf eines ergonomischen Bürostuhls sinnvoll. Abhängig von der Situation können die Kosten für den Stuhl steuerlich abgesetzt werden.
Der Schreibtisch und die Ergonomie
Ein Standardschreibtisch hat eine Tiefe von mindestens 80 cm und ist 160 cm breit. Die Oberfläche liegt zwischen 19 und 28 cm oberhalb der Sitzfläche, je nachdem, wie groß die Person ist, die an dem Arbeitsplatz sitzt. Beim normalen Sitzen mit hängenden Schultern sollten die Unterarme waagerecht auf der Tischfläche liegen. Unter dem Schreibtisch muss genügend Platz sein, um die Beine auszustrecken oder zwischendurch eine andere Position einzunehmen. Kabel dürfen hier nicht im Weg sein.
Im Optimalfall lässt sich der Schreibtisch in der Höhe verstellen. Die Tastatur sollte nicht direkt vorne an der Kante stehen, sondern in mindestens 10 cm Entfernung dazu. Wenn man am Schreibtisch sitzt und der Bürostuhl richtig eingestellt ist, stehen die Beine etwa im rechten Winkel, wobei die Fußsohlen komplett den Fußboden berühren. Die Oberschenkel zeigen in einer waagerechten oder leicht abfallenden Linie nach vorne.
Wie sich Ergonomie auf die Motivation auswirkt
Die Einrichtung eines Büros kann motivierend wirken. Bei einer Umfrage in London hat sich ergeben, dass rund die Hälfte der Angestellten eine modernere Büroausstattung bevorzugen würden. Mit Möbeln in einem schönen Design hat man mehr Freude an der Arbeit, was sich positiv auf die Motivation und letztendlich auch auf die Produktivität auswirkt. Rund 62 % der Befragten gaben an, dass sie durch eine motivierende, angenehme Ausstattung zufriedener mit ihrem Arbeitsplatz wären.
Weitere Aussagen:
- Besonders wichtig sind den Angestellten freundliche Kollegen (70 %),
- der zweite Aspekt bezieht sich auf die gute Ausleuchtung (40 %),
- als drittes Einrichtungsmerkmal werden Bürostuhl und Arbeitstisch genannt (38 %),
- ein angenehmes Umfeld wirkt sich positiv auf die gesamte Arbeitsmoral aus (57 %),
- ein freundliches Ambiente verbessert die Kundenbeziehungen (36 %)
Wichtige Hinweise für ein beschwerdefreies Berufsleben
Gesund bleiben, obwohl man mehrere Stunden täglich am Schreibtisch sitzt, das erfordert ein paar grundlegende Maßnahmen und ein wenig Disziplin. Damit das Energielevel nicht schon mittags auf dem Nullpunkt ist, darf man seinem Körper nicht zu viel zumuten. Zudem braucht er genügend Flüssigkeit. Ausreichend trinken ist deshalb sehr wichtig, auch wenn man das im hektischen Büroalltag öfters vergisst. Wenn Kopfschmerzen auftauchen sollten, muss es nicht gleich eine Schmerztablette sein: Auch ein Glas Wasser hilft bereits gegen unangenehme Spannungsgefühle.
Die weiteren Tipps zeigen, wie man die Arbeit am Schreibtisch auflockern kann und leichter durch den Tag kommt:
- Nicht direkt am Arbeitsplatz essen, sondern den Bereich für die Arbeit und die Pausen eindeutig trennen.
- Die Arbeitsumgebung sollte möglichst lärmfrei sein: Tür zu oder Fenster schließen hilft schon für eine kurze Phase, den Stress zu reduzieren.
- Der Blick ins Grüne entspannt. Wenn direkt vor dem Fenster nur graue Bürogebäude stehen, kann man Büropflanzen aufstellen.
- Auch Spaziergänge in der Mittagspause wirken entspannend.
Für das (Arbeits-)Leben fit bleiben
Durch eine bewusste Lebensweise und den gelegentlichen Verzicht auf alle technischen Geräte erholt man sich besonders gründlich. Am Wochenende tankt man so richtig auf. Im Alltag lässt sich ein Yoga-Kurs oder Gymnastik gut integrieren. Die Gymnastikübungen nach Feierabend lockern den gesamten Körper und sorgen auch im Kopf für Freiheit. Mit Meditation lassen sich bestimmte Beschwerden wie Bluthochdruck bekämpfen, zudem stärken die sanften Übungen das Immunsystem und regen die Glückshormone an. Es muss nicht immer eine Aktivsportart sein, obwohl auch Jogging und Radfahren sehr beliebt sind, um den Körper nach der Arbeit auf Touren zu bringen.
Mit oder ohne professionelle Anregung: Kurse Ruhepausen im Alltag funktionieren dann besonders gut, wenn man sie regelmäßig durchführt. Als Ritual zwischendurch oder zum „Runterkommen“ nach der Arbeit beruhigen sie Körper und Geist.
Die Ergonomie richtig ausnutzen
Ein ergonomischer Arbeitsplatz passt sich an die individuellen Wünsche an. Er bietet aber nicht nur die Möglichkeit, Stuhl und Tisch perfekt einzustellen. Es gibt auch einige Tricks, wie man mithilfe der Büromöbel oder auch ohne diese zwischendurch den Kreislauf ankurbeln oder sich ein wenig lockern kann. Solche Mini-Pausen bei der Arbeit sorgen für einen klaren Kopf. Darum haben die Arbeitgeber auch nichts dagegen, wenn sich ihre Mitarbeiter so eine Pause gönnen, um danach wieder effektiv weiterarbeiten zu können.
Mit einem höhenverstellbaren Schreibtisch kann man beispielsweise abwechselnd im Sitzen und Stehen arbeiten. Das Zurücklehnen auf dem Stuhl hilft beim Entspannen. Man sollte jedoch nicht zu lange in der gleichen Sitzposition verharren. Laut der 40-15-5-Regel heißt es: 40 Minuten lang sitzen, 15 Minuten lang stehen und für 5 Minuten bewegen. Wenn das aus arbeitstechnischen Gründen nicht möglich ist, sollte man in einer Stunde zumindest für 5 Minuten lang aufstehen.
Als Bewegungstipps gibt es kleine Fitnessprogramme fürs Büro. Entspannungsübungen für den Nacken, Dehnübungen für Beine und Rücken oder ein leichtes Muskeltraining verhindern Spannungsschmerzen. Noch besser funktioniert das natürlich im Fitnesscenter, doch die Mini-Programme eignen sich auch für den Arbeitsplatz und für zuhause.
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