Schon im Mittelalter fertigten die Menschen im Fachwerkbau ganze Teile vor und installierten sie auf der Baustelle an ihrer endgültigen Position. 1516 war es Leonardo da Vinci, der die Idee hatte, eine Stadt an der Loire ausschließlich aus zerlegbaren Typenhäusern zu errichten. Nur die Fundamente sollten vor Ort errichtet werden. Die Fertighäuser waren geboren.
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Das Fertighaus gibt es schon länger als man meint
In Deutschland kam der Fertighaus-Trend nach dem zweiten Weltkrieg ins Rollen. Damals noch mit wenig Luxus und als Pappkarton-Wohnen verschrien. Was hat sich seither geändert? Sind Fertighäuser eine Alternative zum Massivbau?
Heute ist von dem angestaubten Image, das Fertighäuser in früheren Zeiten einmal hatten, nicht mehr viel zu spüren. Es gibt sie zwar noch, die kostengünstigen Katalog-Immobilien, aber jeder vierte Häuslebauer greift tiefer in die Tasche und lässt sich innerhalb eines Tages ein fertiges Haus auf sein Grundstück stellen. Genau da liegt der große Vorteil dieser Art zu bauen: Es geht einfach schneller.
Echte Schnäppchen sind Fertighäuser kaum noch
Auch wenn die Häuser in den Katalogen schon knapp über 100.000 Euro zu haben sind, gibt es längst schon Fertighäuser jenseits der 300.000 Euro-Marke. Hinzu kommen zusätzliche Kosten, wie Grundstück, Erschließung, Notar, Grunderwerbsteuer, sowie Versicherungen und die Arbeiten an den Außenanlagen. Damit stehen Fertighäuser ihren in herkömmlicher Bauweise errichteten Verwandten in kaum mehr etwas nach.
Immer vergleichen
Ist der Wunsch nach einem Fertighaus erst einmal gereift, heißt es vergleichen. Nicht nur in den verschiedenen Katalogen, sondern zum Beispiel auch in Fertighaus-Parks. Einige Hersteller bieten gleich mehrere ihrer fertig gebauten Häuser in eigens dafür angelegten Wohnparks an. Dort kann man von Haus zu Haus gehen und jedes Einzelne besichtigen. In der Regel sind Mitarbeiter in jedem Haus, die direkt über die Finanzierung informieren können. Es ist also besonders wichtig, die Pros und Contras abzuwägen. So, wie überall sonst auch. Ob beim Hauskauf, der Kreditvergabe oder beim Handel mit Wertpapieren.
Speziell bei der Bau- bzw. Immobilienfinanzierung sollte man wissen, dass ein großer Teil der Kaufsumme im Regelfall über ein Darlehen aufgebracht werden muss. Banken verlangen aber meist einen nicht geringen Eigenkapitalanteil. Deswegen ist es ratsam, rechtzeitig dafür Sorge zu tragen, ein kleines Privatvermögen aufzubauen, um in Zukunft bessere Verhandlungspositionen beim Gespräch bei der Bank zu besitzen.
Eine oft genutzte Option ist das Festgeldkonto mit Sparplan. Hier wird meist eine feste Summe angelegt und zu einem dauerhaften Satz verzinst. Zudem bieten viele Finanzinstitute die Option an, monatlich die Festgeldsumme zu erhöhen. So können Menschen sukzessive ihr Eigenkapital erhöhen, welches sie in Zukunft nutzen können, um ihre Immobilie zu finanzieren.
Die Vor- und Nachteile von Fertighäusern
Ein Haus, das in wenigen Stunden steht, hat schon eine gewisse Anziehungskraft auf Käufer. Keine langen Bauzeiten, weniger Dreck, und häufig werden die Fertighäuser schlüsselfertig errichtet. Einem Einzug noch am selben Tag steht also grundsätzlich nichts im Wege. Außerdem fallen finanzielle Doppelbelastungen wegen gleichzeitiger Miet- und Finanzierungszahlen weg.
Dennoch gibt es auch Nachteile.
Die Pros und Contras Fertighaus | |
Vorteile | Nachteile |
· Ansprechpartner ist ein einzelner Hersteller. Er kümmert sich um alle anderen Gewerke, wie Elektriker, Dachdecker, Heizungsinstallateur, etc.
· Der deutlichste Vorteil ist die Zeit: Innerhalb eines Tages steht das Haus. · Das Austrocknen des Mauerwerks entfällt, weil alle Bauteile bereits in der Fabrik hergestellt wurden und nur noch montiert werden müssen. |
· Der Wiederverkaufswert ist geringer, als bei Massivhäusern. Noch immer sind viele Banken der Meinung, dass Fertighäuser einen geringeren Werterhalt aufweisen als Massivhäuser.
· Die Luftdichtigkeit ist schwerer umzusetzen als bei Massivhäusern. · Durch ihre Bauweise sind die Wände weniger in der Lage, Wärme zu speichern. · Insgesamt ist das Raumklima eher trocken. |
Tabelle: Die zwei Seiten der Medaille
Die klaren Vorteile der massiv gebauten Häuser liegen damit auf der Hand: Der Wiederverkaufswert ist höher, die Nutzungsdauer länger, der Schall- und Brandschutz ist in der Regel besser. Außerdem sind bei einem Massivhaus mehr Eigenleistungen möglich, und der Grundriss ist absolut frei planbar.
Ein weiterer großer Vorteil ist, dass Fertighäuser auch in schwierigem Gelände errichtet werden können. In der Regel benötigen sie nur eine ebene Bodenplatte, auf der sie aufgebaut werden. Mit speziellen Holzgrundtragwerken sind nur Einzelfundamente für Holzstützen nötig. Das macht es möglich, dass ein Fertighaus auch an extremen Hanglagen errichtet werden kann.
Kann man Fertighäuser individuell planen?
Grundsätzlich ist es natürlich möglich, sein Fertighaus selbst zu planen. Natürlich muss auch hier an die Statik gedacht werden. Ob und wie etwas machbar ist, weiß der Hersteller des Hauses. In der Regel haben die Hersteller jedoch von jedem Haus bereits mehrere Versionen, sodass eine komplett neue Planung gar nicht nötig ist. Falls doch, geht das natürlich ins Geld. Denn individuelle Anfertigungen lassen sich die Hersteller natürlich entlohnen.
Kann man sich auf die Qualität verlassen?
Die seriösen und großen Hersteller garantieren auch für gleichbleibende Qualität. Es sollte daher nicht vorkommen, dass das Haus vom Nachbarn, das beim selben Hersteller gekauft wurde, anderen Qualitäts-Standards entspricht, als das eigene. Außerdem werden die Hersteller von einem unabhängigen technischen Institut auf ihre Qualität überprüft.
Die Fertighaushersteller bieten zudem einen umfassenden Kundendienst an. Da ohnehin alle Leistungen aus einer Hand erfolgen, muss sich der Kunde nicht direkt an den jeweiligen Dienstleister wenden. Ein Beispiel: Wenn der Elektriker die falschen Lichtschalter eingebaut hat, genügt ein Anruf beim Haus-Hersteller. Dieser veranlasst dann alle weiteren Schritte. Der direkte Kontakt mit dem Elektriker ist zum einen nicht nötig und zum anderen auch nicht gewünscht. Alles läuft über den Fertighaus-Anbieter.
Referenzhäuser besichtigen
Wer nicht in einem Musterhauspark war oder sich in seiner Nähe über sein zukünftiges Traumhaus informieren möchte, kann beim Hersteller nachfragen, welche Referenzhäuser er nennen kann.
Denn eventuell hat der Anbieter bereits in der Nähe ein Haus errichtet, das auch Ihren Wünschen entspricht. Dieses kann man sich dann nach Terminabsprache ansehen. Der Vorteil: Die Menschen, die darin wohnen sind in der Regel keine Angestellten des Unternehmens, sondern geben ihre Erfahrungen mit dem Haus ungefiltert weiter.
Sparpotenzial beim Ausbauhaus
Sehr beliebt, vor allem bei Bauherren ohne Eigenkapital, ist auch das so genannte „Ausbauhaus“. Durch viele Eigenleistungen können Sie hier also auf die Kostenbremse drücken. Tapezieren, Böden verlegen oder den Keller fliesen – alles ist möglich. Die Fertighaus-Firma stellt also gewissermaßen nur die Hülle des Hauses auf’s Grundstück. Der Rest liegt in der Hand des Bauherren.
Aber auch eine zweite Möglichkeit besteht: Der Haushersteller liefert das Erdgeschoss bezugsfertig und lässt nur das Obergeschoss unfertig zurück. Dieses muss dann in Eigenleistung fertiggestellt werden.
Diese Möglichkeiten sparen zwar Geld, aber sind sehr arbeitsintensiv. Zudem muss man sich dann eben doch um die Handwerker kümmern. Diese Aufgabe übernimmt beim schlüsselfertigen Haus der Fertighaus-Anbieter. Wer selbst ausbauen möchte braucht einen großen Freundeskreis mit Helfern, die auch bereit sind, mit anzupacken. Ganz alleine sollte man den Ausbau nicht unbedingt stemmen. Vor allem wenn es um wichtige Installationen, wie Elektrik, Heizung oder Wasser geht, braucht es einen Fachmann. Hier ist die Unfallgefahr einfach zu groß.
Sind die Wände bei einem Fertighaus stabil?
Für leichtere Gegenstände, wie Fernseher oder Bilder sind die Wände in einem Fertighaus ausreichend tragend. Normale Holzschrauben lassen sich leicht einschrauben. Auch Hohlraumdübel werden bei Fertighäusern häufig verwendet. Sobald aber ein schwererer Gegenstand befestigt werden soll, braucht es Spezialdübel.
Sehr schwere Bauteile müssen direkt in der Holzständerkonstruktion befestigt werden. Wer sich nicht sicher ist, ob der Fernseher oder das Hängeregal wirklich hält, sollte mit dem Fertighaus-Hersteller Kontakt aufnehmen und nachfragen.
Haushersteller muss vertrauenswürdig sein
In der Regel baut man nur einmal im Leben. Deshalb soll der Traum vom Haus kein Alptraum werden. Absolutes Vertrauen in den Haushersteller ist deshalb wichtig. Seriöse Anbieter klären über alle Risiken auf und lassen ihre potenziellen Kunden sogar einen Blick in ihre Herstellungshallen werfen. Bei Führungen wird man daher genau informiert, wie das zukünftige Haus hergestellt wird und worauf im Anschluss zu achten ist.
Achten sollte man auch auf das RAL-Gütezeichen für Fertighäuser. Es wird nur vergeben, wenn die Unternehmen belegen können, dass ihre Produkte und die Aufstellung festgelegten Qualitäts-Standards entsprechen.
Unbedingt die Prospekte und Broschüren lesen
Bei der Hausbesichtigung händigen die Mitarbeiter der Haus-Firma ihren Besuchern zahlreiche Prospekte und Broschüren aus. Außerdem gibt’s eine sehr schlicht gehaltene Auflistung bautechnischer Details. Gerade diese sollte man sehr aufmerksam lesen. Darin stehen nämlich alle wichtigen Leistungen, zu denen sich das Unternehmen verpflichtet – oder eben nicht. Unter anderem wird darin festgehalten, welche Baumaterialien genutzt werden und welche Standards im Bereich Wärme- und Schallschutz gelten.
Diese Angaben müssen nicht zwangsläufig dieselben sein wie im Hochglanzprospekt. Die Baubeschreibung wird im Falle eines Vertragsabschlusses Bestandteil von diesem. Hat man nicht genau nachgelesen und bei Bedarf auf Nachbesserung bestanden, ist Streit vorprogrammiert.
Fazit
Der Traum vom eigenen Heim kann auch mit Fertighaus wahr werden. Zwar hat diese Bauweise einige Nachteile gegenüber der herkömmlichen Bauweise, aber es gibt eben auch Vorteile. Wichtig ist, sich genau darüber zu informieren, was man will, was es kostet und wie man es finanziert. Information und genaues Hinschauen sind beim Hausbau elementar wichtig. Das gilt ganz besonders für die Verträge.
Den Festpreis garantieren die Hersteller in der Regel für 12 Monate nach Vertragsabschluss. Das gibt zunächst die Sicherheit, günstiger zu finanzieren und besser kalkulieren zu können. Dauert das Projekt jedoch länger als 12 Monate, kann sich der Preis verändern.
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