Wer auf eine Messe geht, der interessiert sich zumeist ausschließlich für die Dinge, die ausgestellt werden. Dennoch lohnt sich auch ein Blick auf das Bauwerk selbst, denn nicht selten handelt es sich hier um architektonische Augenweiden, die absolutes Potenzial haben oder wertvolle Inspiration bieten.
Inhaltsverzeichnis: Das erwartet Sie in diesem Artikel
Messehallen und ihre Besonderheiten
Messehallen sind besondere Gebäude, das ist klar. Bereits von außen wird deutlich, dass hier andere Standards gelten, als bei einem herkömmlichen Bauwerk. Das liegt zum einen ganz klar an den Dimensionen der Bauwerke. Messehallen erstrecken sich oftmals über mehrere Tausende Quadratmeter und schaffen so der Ausstellungsfläche ein Dach über dem Kopf.
Anders als bei anderen Gebäuden müssen Messehallen dabei auch noch besondere Funktionen erfüllen: Zunächst sollte natürlich sehr viel Platz für Aussteller zur Verfügung stehen. Das bedeutet gleichzeitig, dass im Inneren der Hallen unnötige Elemente eliminiert oder nach draußen bzw. an die Seite verlagert werden. Messehallen zeichnen sich zudem durch ihre Vielseitigkeit aus.
So findet in der einen Woche eine riesige Ausstellung mit monströsen Baumaschinen statt, wohingegen in der folgenden Woche Zahntechniker neueste Modelle präsentieren. Es wird deutlich: Eine Messehalle muss für alle Dimensionen gewappnet sein. Das spiegelt sich auch im Baustil wider. In der Regel sind die Messegebäude besonders hoch, sodass zur Not auch ein großes Fahrzeug zur Schau gestellt werden kann.
Daran schließt sich auch eine weitere Herausforderung an: Das Gebäude muss nicht nur dekorativ und vor allem repräsentativ sein, sondern sich auch in Sachen Funktionalität beweisen. Die notwendige Infrastruktur fließt bereits bei der Planung einer Messehalle mit ein: Große Tore für überdimensionale Ausstellungsstücke sowie eine umfassende Versorgung mit allen technischen Raffinessen gehören zum Standardrepertoire.
Messehallen und ihr repräsentativer Status
Wer schon einmal eine Messe besucht hat, weiß, dass es hier vor allem darum geht, Kontakte zu knüpfen und sich von seiner besten Seite zu präsentieren: Sei es als Geschäftsperson, als zukünftiger Kunde, als Verkäufer, als Standmitarbeiter oder als Hostess. Eine ähnlich repräsentative Funktion kommt nicht nur den Menschen, sondern gleichermaßen auch den Gebäuden zu.
Niemand besucht gern eine Messe bzw. einen Messestandort, der nicht auch von außen ansprechend wird. Messehallen müssen aus diesem Grund nicht nur gewisse funktionelle Standards erfüllen, sondern haben gleichermaßen einen gewissen repräsentativen Status. Oftmals verhelfen namenhafte Architekten einem Gebäude zu mehr Popularität.
Je besser die Infrastruktur in und um die Messe, je zentraler die Lage und je hübscher das Messegebäude ist, desto ansprechender wirkt der Standort auf potenzielle Veranstalter. Es gilt also, die Messehallen nicht nur auf ihren Nutzen zu reduzieren, sondern auch eine ästhetische Wirkung von außen und innen zu erschaffen, die in erster Linie mit dem Bauwerk selbst zusammenhängen.
Gerade hier beginnt die Arbeit von Architekten – sie müssen versuchen, den Balanceakt zwischen einem ansprechenden äußeren Bild einer Messehalle und ihrer Zweckmäßigkeit zu meistern. Kein einfaches Unterfangen, aber durchaus machbar, wie die nachfolgenden Beispiele beweisen werden. Messehallen gelten als ganz besondere Gebäude, die in jedem Fall einen näheren Blick lohnen.
Messe Frankfurt und ihre beeindruckenden Gebäude
Die Messe Frankfurt und insbesondere die Messehallen zeichnen sich durch eine umfassende architektonische Vielfalt aus. Der Reiz liegt hier im Detail verborgen. Durch den beständigen Zuwachs an Gebäuden verkörpert jedes Bauwerk den Stil seiner jeweiligen Entstehungsepoche. Auch aktuell wird die Messe Frankfurt um eine weitere Halle erweitert (bei Interesse lohnt sich ein Blick auf folgende Seite: Messehallenbau – zusehen über Webcam).
Ein Spaziergang über das Messegelände gleicht also einer Tour durch die Geschichte, wobei jedes Gebäude ein Unikat seiner Zeit ist. Das abwechslungsreiche Gesicht der Messe Frankfurt kommt von Architekten, die auf dem internationalen Parkett Bekanntheit erlangt haben.
Dazu zählen unter anderem Sebastian Jehle, Helmut Jahn, Oswald M. Ungers, Nicholas Grimshaw und Rainer Hascher – all diese Architekten haben dazu beigetragen, dass die Messe Frankfurt und ihre Gebäude einen echten Kultstatus erreicht haben. Die Vielzahl an Hallen und die beständige Erweiterung macht das Messegelände zu einer Art Stadt in der Stadt, die von unterschiedlichsten Stilen geprägt ist. So wird die Messe durch die Verschmelzung von verschiedenen architektonischen Richtungen zu einem unverkennbaren Gesamtkunstwerk.
Die Kombination von Jugendstil, Bauhaus und Postmoderne gibt der Messe Frankfurt ihr eindrucksvolles Gesicht, für welche im Jahr 1907 der Grundstein gelegt wurde. Gerade diese Zeit war von dem Aufbruch in die Moderne gekennzeichnet, was auch die unverkennbaren Bauwerke beweisen. Somit präsentiert sich die Messe Frankfurt in Sachen Baukunst und in Sachen Funktionalität als attraktives Ziel für Aussteller aus aller Welt.
Aufbau Ost: Neue Messe Leipzig
Die neue Messe Leipzig gilt als Paradebeispiel und gleichzeitig als umfangreichste Einzelbaumaßnahme des Aufbau Osts. Mittlerweile werden in Leipzig etwa 35 Messen pro Jahr abgehalten, was beweist, dass Leipzig ein attraktives Ziel für Aussteller aus dem In- und Ausland ist. Der Vorteil von Leipzig liegt ganz klar in der Lage im Osten Deutschlands. So befindet sich Leipzig in einer strategisch wertvollen Position, angrenzend an Tschechien und Polen. Doch nicht nur die Lage per se ist interessant, sondern in jedem Fall auch die äußere Gestaltung der Gebäude und die aufwendige Landschaftsplanung auf dem Messegelände.
Die Architekten, welche sich um den Neubau der bekannten Leipziger Messe bemühten, waren von Gerkan, Marg und Partner aus Hamburg. Sie schafften es, auch außerhalb der Stadt – wo die ursprüngliche Leipziger Messe war – ein Messegelände zu gestalten, das mit seiner Unkonventionalität besticht.
In der neuen Messe Leipzig wurde ein Gesamtkonzept verwirklicht, bei dem großartige Architektur mit funktioneller Baukunst sowie einer eindrücklichen Landschaftsplanung einhergeht. Ein Besuch dieser Messe ist auch aus architektonischer Sicht durchaus lohnenswert.
Architektur im Süden: Messe Nürnberg
Das besondere an einem Messegelände ist, dass es in der Regel stetig wächst. Sobald die alten räumlichen Strukturen nicht mehr ausreichend sind, wird nach gegebener Zeit ein neues Bauwerk errichtet. Gerade dieser Aspekt macht Messebauten so besonders. So entstehen durch die zeitlich versetzte Errichtung verschiedener Bauwerke ganz besondere Schätze, wie beispielsweise das geschichtsträchtige Ensemble der Messe Frankfurt, was bereits oben stehend beschrieben wurde.
Auch die Messe Nürnberg, ein populärer Vertreter aus dem Süden, ist stetig im Wachsen. Erst im Jahr 2014 wurde die Messehalle 3A fertiggestellt, an die sich nun auch die Halle 3C anschließen wird. Diese wird durch das Londoner Architekturstudio Zaha Hadid Architects realisiert, die auch nach dem Tod des Namensgebers ihre Projekte fortführen.
Moderne Elemente wie Glas und Metall sind hier die prägenden Werkstoffe, die funktionelle und ästhetische Besonderheiten vorweisen können. Fertiggestellt werden soll das Bauwerk gegen Ende des Jahres 2018, es bleibt also spannend, wie das Bauwerk nach seiner Realisierung wirkt. Ebenso wie die Messe Frankfurt und die Messe Leipzig setzt auch die Nürnberger Messe auf namenhafte Architekten für die Erweiterung des Messegeländes.
Bereits im Jahr 2010 holte die Messe Nürnberg das Aachener Büro kadawittfeldarchitektur ins Boot und schaffte ein charaktervolles Messebauwerk. Gerade aus architektonischer Sicht bleibt es spannend, wie und in welcher Form sich die unterschiedlichen Messegelände unserer Gefilde weiterentwickeln werden.
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